Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub


Bericht zur Wanderung des OWK am Sonntag 22. Januar 2017

Natur, Technik und Geschichte Frankfurts

OWK wanderte durch den Südwesten der Bankenmetropole

Ostseeromantik pur

Zwischen Flughafen, Technologiepark Höchst und der Bürostadt liegt ein einzigartiges Kleinod, das man eher an den Bernsteinküsten der Ostsee vermuten würde: eine der in Europa seltenen Binnendünen, die "Schwanheimer Düne". Entstanden in der letzten Eiszeit wanderte sie ein gutes Stück mit den vorherrschenden Nordwestwinden vom Main weg in Richtung Südosten bis sie durch die Vegetation fest gehalten wurde. In sanften Wellen, gut 20 m, hoch türmt sich hier der kalkfreie Sand, der nur den besonders harten Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bietet. So finden sich hier die Rentierflechte und das Silbergras. Als Bäume gibt es nur Krüppelkiefern, nicht etwa die hohen, walzenförmig gewachsenen, die das Herz der Forstindustrie erfreuen würden. Einige Seen zeugen noch von der Sandgewinnung die tiefe Löcher hinterließ und die nachfolgende Generationen als Müllkippe missbrauchten. Gut, dass man das heute anders sieht und die Düne 1984 unter Naturschutz stellte. Ein Bohlenweg aus Kastanienholz schützt die empfindlichen Silbergrasfluren vor der Erosion durch gar zu viele Fußtritte und vermittelte den Zimmner Wanderern ein gutes Gewissen auf ihrem Weg.

Reise durch 500 Jahre Geschichte

Ein durch ein Dach vor der Verwitterung geschützter mächtiger Baumstumpf erzeugte allgemeines Staunen: Durch kleine Messingschilder an den Jahresringen konnte man ablesen, dass der Baum vermutlich schon zur Reformation vor 500 Jahren das Licht der Welt erblickte und neben dem 30-jährigen Krieg auch die Zeit Napoleons und Goethes erlebte. Vergleichsweise ganz weit außen zeugten erst die Schildchen von den beiden Weltkriegen.
Auf dem Weiterweg durch die sonnigen Schwanheimer Wiesen konnten Heidschnucken bei ihrer Arbeit als biologische Rasenmäher beobachtet werden bevor die Naturliebhaber durch den Goldsteinpark dem Main zustrebten.

Naturnutz und -schutz

Nach ausgiebiger Mittagrast überquerte man den Main an der Griesheimer Staustufe mit ihren zwei großen Schleusenkammern. Eindruckvoll war auch das darin befindliche Flußkraftwerk, das mit rund 200 m³ Wasser in jeder Sekunde rund 9000 Haushalte ohne Abgase mit Strom versorgt.
Neben vielen anderen Maßnahmen sorgt auch das biologische Klärwerk einer hier ansässigen Chemiefirma für einen sauberen Fluss. Zum Beweis dafür präsentierte sich der blaue Edelstein der Vogelwelt, der Eisvogel, den staunenden OWKlern unmittelbar vor der Mündung der Nidda in den Main.

Grenzen im Kopf und am Main

An der Niddamündung beginnt auch der Stadtteil Höchst, der in seiner wechselvollen Geschichte mehr mit dem katholischen Erzbistum Mainz als mit der lutherischen Reichsstadt Frankfurt verbunden war. Davon zeugt das Höchster Schloss, das einst als Mainzer Zollburg den Frankfurter Kaufleuten das Leben schwer machte und die sich deshalb durch mehrere Brandschatzungen an der Burg rächten. Da das alte Schloss immer mal wieder zerstört war, diente ein Komplex aus verschieden alten Gebäuden zwischenzeitlich dem Fürstbischof als "Neues Schloss". Heute schmückt sich Frankfurt mit der seit rund 1100 Jahren in katholischer Benutzung befindlichen Höchster Justinuskirche, die als das älteste erhaltene Gebäude der Stadt Frankfurt gilt.
Ebenfalls dem gegenseitigen religiösem Unverständnis verdankt Höchst einen barocken Prachtbau, den Bolongaropalast, den einst zwei italienische Kaufleute hier bauten weil von der Stadt Frankfurt den beiden Katholiken die Bürgerechte verwehrt wurden obwohl der Stadtsäckel durch deren Tabakproduktion vermutlich kräftig profitiert hatte.
Mit einem Blick auf die sich in den Frankfurter Glaspalästen spiegelnde untergehende Sonne von der Höchster Schlossterrasse aus ging ein erlebnisreicher Tag zu Ende und der "vereinseigene" Busfahrer Jürgen Schleicher brachte die müden Wanderer sicher zurück nach Groß-Zimmern.
HJB
OWK Groß-Zimmern e.V.
einige Fotos von der Wanderung zu den Fotos
Download der GPS Daten der Wanderung