Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub


Odenwälder Traumpfade

Kelten, Renaissance und Allgäuimpressionen
Wanderung rund um das Fischbachtal

Berge, einst höher als die Alpen

Zugegeben, von dem einstigen Hochgebirge sind nach dem Einbrechen des Oberrheingrabens und der darauf folgenden Erosion nur „Hügel“ bis maximal 600 m Höhe übrig geblieben. Aber sie erheben sich mächtig über das Reinheimer Becken und können den Wanderer oder Mountainbiker durchaus sportlich fordern. So sind auf unserer Wanderung, öfter Anstiege mit bis zu 150 Höhenmetern zu überwinden. Dafür entschädigt sie den Wanderer mit vielen Überbleibseln aus der Geschichte, manch kulturellem Kleinod und, vor allem, prächtigen Fernsichten.

Viele geologische Fenster lassen uns in frühere Erdzeitalter blicken, so z.B. die Felsformationen „Kleines Felsenmeer“, „Gagernstein“ und „Zindenauer Schlösschen“ in Steinau oder unweit davon der „Rimdidim“, der „Spitze Stein“ bei Nonrod und der Steinbruch bei Billings. Das Fischbachtal war schon in vorchristlicher Zeit von den Kelten bewohnt. Davon zeugt noch heute ein Ringwall auf dem fast 400 m hohen Altscheuer, „Heuneburg“ genannt. Der kulturelle Mittelpunkt ist aber sicher das Renaissanceschloss Lichtenberg, das hoch über dem Tal thront und schon vom Gersprenztal aus, von Reinheim kommend, zu sehen ist..

Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt, und wer weit und tief blicken will, der muss hoch hinaus. So beginnt unsere Wanderung an der Bushaltestelle „Linde“ in Niedernhausen mit der Heinrich-Eidmanns-Ruhe, die der motivierte Wanderer aber sicher noch nicht benötigt. Statt dessen tut man gut daran, ganz langsam die Straße „Am Gernböhl“ hinaus zu schlendern um dem Kreislauf die nötige Zeit zur Leistungsbereitschaft einzuräumen, denn es gilt, den längsten Aufstieg der ganzen Tour in Angriff zu nehmen. Zunächst führt uns der Weg über eine mit grobem Granit gepflasterte Straße hinauf, die, eingebettet in saftige Wiesen, auf die Nonroder Chaussee stößt. Nicht ganz zufällig steht hier eine Ruhebank, denn schon nach diesen wenigen Höhenmetern zeigt sich von hier aus ein wunderbarer Ausblick auf Niedernhausen und das Schloss Lichtenberg.

Blick auf Niedernhausen und das Schloss Lichtenberg beim Aufstieg nach Nonrod

Blick auf Niedernhausen und das Schloss Lichtenberg beim Aufstieg nach Nonrod

Weiter folgen wir dem Wegzeichen für den Panoramaweg F1 nach rechts und steigen in Serpentinen zum Sportplatz des 1. FC Niedernhausen-Lichtenberg hinauf.

Auf diesem Sportplatz findet alljährlich im August, in Anlehnung an das legendäre „Woodstock“, das Freiluft-Musikspektakel „Nonstock“, statt.

Wir gehen am Sportplatz auf der Straßenseite vorbei und treten bald darauf in den schattigen Wald ein. Auch wenn uns dadurch zunächst die weitere Aussicht verloren geht, kann der Schatten angesichts der schweißtreibenden Höhenmeter sehr angenehm sein. Immer der Markierung F1 folgend, erreichen wir die ersten Häuser von Nonrod, einem typischen Straßendorf, das der Länge nach durchquert werden muss.

Blick auf Nonrod, Dieburg und den Maingau

Maingau und Messeler Hügelland zu Füßen

Den Wegweiser „Nonroder Höhe“ lassen wir buchstäblich links liegen und gehen halbrechts weiter einen asphaltierten Hohlweg hinauf, der nach einer langgezogenen Serpentine plötzlich einen grandiosen Blick über das nördliche Vorland des Odenwaldes frei gibt. Deutlich erkennt man unser Groß-Zimmern an den beiden Kirchtürmen, Dieburg, Großkrotzenburg mit dem Kraftwerk Staudinger und die Spessartausläufer.

Eine Bank bietet sich zur wohlverdienten Rast an, denn hier haben wir den höchsten Punkt unser Wanderung erreicht, was aber nicht heißt, dass es keine Anstiege mehr geben wird.

Blick über den Roßberg, die Moret, Frankfurt und den Taunus

Weiter geht es zunächst über eine sanfte Kuppe und dann steil hinab nach Messbach, wo wir uns zunächst nach links und nach knapp 100 Metern wieder nach rechts wenden, bleiben dabei aber auf dem mit F1 gekennzeichneten Asphaltweg, der uns erneut 50 Höhenmeter nach oben bringt.

Von hier oben aus haben wir den schönsten Blick auf das Lichtenberger Schloss, das jetzt tief unter uns zu liegen scheint.
Dahinter erstreckt sich das Messeler Hügelland mit der Moret und am Horizont die dunkle Kulisse des Taunus mit dem Großen Feldberg. Bei geringem Taldunst zeichnen sich davor die Hochhäuser von „Mainhattan“ ab.

Blick oberhalb von Steinau auf Lichtenberg

Damit wir die Aussicht nur nicht verpassen, stehen hier viele Bänke mit dem Namen „Schlossblick“ an unserem Weg, der nun weiter durch den Wald nach Steinau führt. Kurz vor den ersten Häusern von Steinau kann man auf Billings hinab blicken.
Der Name Steinau leitet sich von „steinerne Au“ ab und weist darauf hin, dass es hier viele sehenswerte Felsformationen gibt. Aber auch sonst hat Steinau viel zu bieten wie z. B. das alte Schulhaus von 1900 und die vielen Fachwerkhäuser, die man beim Schlendern durch die Hauptstraße bewundern kann. Nach circa 500 Metern biegen wir am Birkenhof nach rechts in den Klingenweg ab.

Wer Zeit und Muße hat, dem sei ein Abstecher zur Felsburg „Zindenauer Schlösschen“ empfohlen, dazu folgt man weiter der Hauptstraße statt abzubiegen.

„Allgäu“-Idylle

Es folgt ein sanft geschwungener, idyllischer Weg durch Wiesen und sanfte Hügel, die durchaus Allgäu-Charakter haben.
Von hier aus blicken wir talauswärts in Richtung Groß-Umstadt auf den Binselberg mit seinen Windrädern.
Außerdem zeigt sich noch mal das Lichtenberger Schloss von seiner Schokoladenseite und darunter die Gemeinde Niedernhausen.

Blick oberhalb von Steinau auf Lichtenberg

Zweckmäßiger Weise folgen wir dem Asphaltweg nicht bis zur Landstraße L3102 sondern gehen den geschotterten Weg zunächst geradeaus weiter, um dann an einem Holzlagerplatz die Straße zu überqueren. Das erspart uns, etwa 150 m auf der verkehrsreichen Landstraße gehen zu müssen.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steigen wir einen Wiesenweg hinauf und folgen der Markierung F1. Dabei treffen wir auch auf den mit einem roten Quadrat gekennzeichneten Fernwanderweg „Main-Stromberg“, dem wir nach rechts in Richtung Lichtenberg folgen. Bald erreichen wir auch die Dieter-Held-Hütte an einer Wegspinne.

Nun bieten sich mehrere Alternativen an: Geschichtlich Interessierte könnte der keltische Ringwall „Heuneburg“ auf dem Altscheuer reizen. In diesem Fall muss man weiter dem roten Quadrat über die Kernbacher Hütte bis zum Parkplatz Heuneburg folgen. Aber der Laie wird an den spärlichen Wallüberresten nur wenig erkennen können. Müde Wanderer können, wenn sie weiter der Markierung F1 folgen, ein ganzes Stück der Wanderung abkürzen. Aber empfehlenswerter ist der Weiterweg über die Vesperstube „Hottenbacher Hof“ und über dessen Zufahrtsweg zu dem mit F2 markierten Panoramaweg, der uns zum Parkplatz Riedbusch bringt. Unterwegs bietet sich ein schöner Blick auf Rodau und auch Naturfreunde sollten beim Beobachten der Libellen an einem Teich nicht zu kurz kommen.

Den Heuneburgbesuchern bietet sich eine weitere Attraktion an: Statt direkt zum Parkplatz Heuneburg abzusteigen, können sie über den „Emil-Vogt-Weg“ und anschließend über den mit einer gelben 4 markierten Rundweg noch ein kleines Felsenmeer besichtigen. In jedem Fall trifft man wieder beim Parkplatz Heunebug ein. Je nach Laune, folgt man dem Verbindungsweg zum Parkplatz Riedbusch oder spaziert durch die Häuser von Lichtenberg in Richtung Schloss.

Rodau vom Parkplatz Riedbusch aus gesehen

Bollwerk und Renaissance-Schloss
Lichtenberg blickt auf eine lange Geschichte zurück. Nach den Kelten gab es im Mittelalter eine Burganlage der Grafen von Katzenelnbogen, auf deren Grundmauern von den Darmstädter Großherzögen das heutige Renaissanceschloss erbaut wurde, was auch vom Laien unschwer zu erkennen ist. Zwischenzeitlich musste die mittelalterliche Burg aber wegen der Erfindung des Schießpulvers und der damit einhergehenden veränderten Kriegsführung total umgebaut werden. Davon zeugt der „Bollwerk“ genannte, massive Geschützturm, der nach dem Überqueren der Waldstraße am Parkplatz Riedbusch zu sehen ist. Hier steigen wir zunächst etwas in den Talkessel ab und dann wieder über Treppen hinauf zum Ortskern Lichtenberg.

Bollwerk Lichtenberg unweit des Schlosses

Renaissanceschloss Lichtenberg

Das Schloss Lichtenberg, das sich heute im Besitz des Landes Hessen befindet, bietet neben der frisch restaurierten Schlosskapelle, Galerien und Konzerten auch ein bemerkenswertes Museum, das auch das Umweltpädagogische Zentrum des UNESCO Geo- und Naturparks Bergstraße-Odenwald sowie eine weithin bekannte Zinnfigurensammlung beherbergt.
Über den sehr steilen Fußweg, der jedoch mit Geländern gesichert ist, steigen wir hinab nach Niedernhausen und treffen wieder auf den Ausgangspunkt an der Bushaltestelle „Linde“.

Autor: hjb

Streckenlänge: ca. 13 km, Gehzeit etwa 4,5 Stunden. In der Summe sind etwa 600 Höhenmeter auf längeren und kürzeren Anstiegen zu überwinden.

Wegbeschaffenheit: meist sehr gut, für Kinderwagen und Mountainbikes geeignet, wenn diese die Treppen hinter dem Parkplatz Riedbusch auf der Waldstraße umgehen.

Karten: Blatt 4 „Rodensteiner Land“ der Serie „Naturpark Bergstraße-Odenwald“

Wegzeichen: F1, F2, rotes Quadrat

Download der GPS-Daten: Fischbachtal.gpx und GPS-Track auf Open-Streetmap-Karte anschauen

Weiterführende Links:
http://www.fischbachtal-odw.de/index.html
http://www.fischbachtal.de/dsp_index.cfm

Weitere Informationen erteilen gerne die Wanderwarte des OWK.