Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub


Bericht zur Wanderwoche in der Rhön vom 11. bis 16. September 2017

Mit dem Ranger durchs Biosphärenreservat
Erlebnisreiche OWK-Wanderwoche auf dem "Hochrhöner"


Was wird mit uns am Ende der Nahrungskette passieren, nachdem bereits 80% der Insekten und viele Vögel verschwunden sind? Das war eine der Fragen, mit denen der Ranger des Biosphärenreservates Rhön die OKW-Wanderer für den Naturschutz sensibilisierte.

Doch in der von Jürgen Schleicher perfekt organisierten Wanderwoche des Odenwaldklubs wurden nicht nur schwerwiegende Probleme gewälzt. Obwohl das Wetter es nicht besonders gut mit den Wanderern meinte, wurde das geplante Programm vollständig absolviert. Während etlicher Wolkenlücken konnte man sich davon überzeugen, warum die Rhön "das Land der offenen Fernen" genannt wird, denn kaum ein anderes Mittelgebirge hat so viele Fernblicke zu bieten. Große Herden der schwarzköpfigen Rhönschafe sorgen zusammen mit Ziegen dafür, dass die Verbuschung in Grenzen bleibt.

So erreichte man gleich am ersten Tag über weitläufige Weiden und bei strahlendem Sonnenschein den "heiligen Berg der Franken", den Kreuzberg, auf dem eine Klosterbrauerei mit ihrem urigen Gebräu für den heftigen Regenschauer zu Beginn der Wanderung mehr als entschädigte.

Mit der Hohen Geba, dem höchsten Berg der vorderen Rhön, betraten die Wanderer ehemals politisch hochbrisantes Gelände, denn hier oben, gegenüber der amerikanischen Station auf der Wasserkuppe, hatten die Sowjets ihren Horchposten installiert, an den nur noch ein Museum erinnert. Statt des Spionage-Equipments erfreut heute das urige "Bergstübchen" die zahlreichen Outdoor-Aktivisten.

Ganz im Norden der Rhön erinnert auch das ehemalige Grenzstädtchen Vacha an die unrühmliche Vergangenheit. Selbst das Haus an der steinernen "Brücke der Deutschen Einheit" über die Werra war geteilt, denn es stand teilweise im heutigen Thüringen. Nach ausgiebiger Besichtigung der Altstadt mit ihren schmucken Fachwerkhäusern ging es bei stürmischem Wind über den "Keltenpfad" zum Gipfel des Öchsenberges, wo man in einer Hütte des Rhönklubs Hunger und Durst stillte. Nach dem Abstieg folgte die Besichtigung eines rekonstruierten Keltendorfs mit seinen Wohn- und Handwerkshäusern.

Auch der Dauerregen auf der Wanderung zum hessischen Fachwerkstädtchen Tann konnte die OWKler nicht aufhalten und selbst die gastronomischen Versuchungen in den warmen Wirtsstuben verhinderten nicht den Besuch des Naturkundemuseums.

Ganz im Zeichen der Deutschen Einheit und des voran gegangenen Kalten Krieges stand die Wanderstrecke am Freitag: Vom "Point-Alpha", dem amerikanischen Beobachtungsposten im Zentrum der "Fuldaer Lücke", wo im Konfliktfall der Durchbruch des Warschauer Paktes erwartet wurde, ging es rund um Geisa - der westlichsten Stadt Thüringens - zum "Haus auf der Grenze". Unweit der teilweise erhaltenen bzw. rekonstruierten Grenzanlagen wird in einer Dauerausstellung das Leben an und mit der Demarkationslinie vom Mauerbau bis zur friedlichen Revolution 1989 dokumentiert.

Zum Abschluss der Wanderwoche, bei strahlendem Sonnenschein, führte ein Ranger vom Biosphärenreservat Rhön die Wandergruppe über den Schafstein mit seinen bis zu 30 m starken Blockhalten aus Basalt und vermittelte allerhand erstaunliche Erkenntnisse über Geologie, biologisches Gleichgewicht und Naturschutz. Mit der Einkehr in der "Hessenmühle" bei Fulda klang eine erlebnisreiche Wanderwoche mit insgesamt 90 km und über 3000 m Anstiege fröhlich aus.

OWK Groß-Zimmern e.V.

Autor und Fotos: Hans-Jürgen Badior

Kreuzberg

Beim Anmarsch zum Kreuzberg wird deutlich, warum die Rhön als das “Land der offenen Fernen” bezeichnet wird.

Ranger_Schafstein

Ein Ranger des Biosphärenreservates Rhön (links) führte die OWK-Wanderer über den Schafstein mit seinem “Blockgletscher”
und vermittelte umfangreiches Wissen über Geologie und Naturschutz.