Wanderbares Zimmern, Teil 1
Reinheimer Teich – nicht ohne Fernglas!
Von Groß-Zimmern zum Reinheimer Teich und über Klein-Zimmern zurück
Der Reinheimer Teich mit seiner einzigartigen Flora und Fauna ist das Ausflugsjuwel unserer Region und schon vielfach beschrieben. Doch auch der Weg dorthin und zurück bietet beeindruckende Naturschauspiele – gerade jetzt im Frühjahr. Ein Fernglas sollte deshalb unbedingt dabei sein.
Start dieser Wanderung ist am Minikreisel an der Obermühle in Groß-Zimmern. Auf dem Hirschbachweg geht es zunächst ca. 300 m am Bach entlang, bis linkerhand ein schmaler Pfad zur Gersprenz abbiegt. Am Fluss angelangt führt der Weg jedoch nicht über die neue Brücke, sondern rechts immer am Ufer entlang zum Naturschutzgebiet Scheelhecke. Die Ursprünglichkeit und Schönheit dieses Feuchtbiotops faszinieren und schnell schweift der Blick ab ins Geäst, weil sich ein Kleiber oder andere Vögel durch ihren Gesang bemerkbar machen. Doch aufgepasst. Das schmale Pfädchen ist gespickt mit Wurzelwerk, das schnell zur Stolperfalle wird!
Nach etwa einem Kilometer durch dieses Idyll ist der Weg entlang der Gersprenz durch den Zufluss des Landwehrgrabens abgeschnitten. Erst ein paar Meter weiter ist dank eines Stegs die Überquerung dieses Gewässers möglich. Auf der Wiese zwischen Gersprenz und Landwehrgraben informiert eine Infotafel über die Maßnahmen zur Renaturierung des Flusses. Weiter geht es schließlich auf dem Feldweg mitten durch die Auenwiesen. Es sind zwar nur noch rund ein Kilometer bis zur Landstraße 3413, die Spachbrücken mit Habitzheim verbindet. Doch für diese Strecke braucht man Zeit zum Verweilen – denn die ersten Störche sind längst da und bauen an ihren Nestern. Die Reiher ziehen in der Luft ihre Kreise, Schwärme von Wildgänsen sind auf Nahrungssuche und manchmal lässt sich auch ein Reh blicken.
Ausgangs- und Endpunkt für die Umrundung des Reinheimer Teichs ist der Parkplatz jenseits der L3413. Ob man sich für eine Umrundung im oder gegen den Uhrzeigersinn entscheidet, spielt keine Rolle. Der Weg bietet zu jeder Jahreszeit und in jeder Richtung wunderschöne Eindrücke. Wer jetzt noch nicht das Fernglas ausgepackt hat, sollte es unbedingt tun. Denn es gibt viel zu sehen: in der Luft, am Land und auf dem Wasser. Der Rundweg ist ca 3 Kilometer lang. Mehrere Schautafeln, die über Historie, Botanik, Wildtiere, Vogelwelt und das Leben im Wasser informieren, säumen die Strecke.
Zurück auf dem Parkplatz führt der Weg zunächst für wenige Meter an der Straße Richtung Habitzheim entlang bis zur Gersprenzbrücke. Hier muss man die Landstraße überqueren, um links auf den Feldweg zu gelangen, der gemütlich an der Gersprenz entlang zum Glockenrain führt, einem kleinen Wäldchen auf der rechten Seite. Wer den Russischen Soldatenfriedhof noch nicht kennt, sollte hinter dem Wäldchen rechts bergauf und dann links gehen. Der Gang über die Gedenkstätte erinnert an die dunkle Zeit in Deutschland, macht betroffen und nachdenklich. Oberhalb des Friedhofs verläuft ein Asphaltweg, hier geht es zunächst links und nach wenigen Metern nach links hinunter ins Tal. In dem kleinen Wäldchen auf der linken Seite wartet noch ein Stück Klein-Zimmerner Geschichte: Das Brünnchen.
Zurück auf dem Asphaltweg ist es nur noch eine kurze Strecke bis zur Burgstraße. Der Radweg auf der gegenüberliegenden Seite führt am Gelände des St. Josephshaus vorbei. Über einen Trampelpfad gelangt man schließlich zum Leo-Steig und weiter über den Hans-Geis-Weg nach Groß-Zimmern zur Gersprenzbrücke und zum Minikreisel, dem Start- und Zielpunkt der Wanderung.
Nützliche Infos:
Streckenlänge: ca. 10 Km
Ausrüstung: Festes und möglichst wasserdichtes Schuhwerk, die Wege insbesondere am Zusammenfluss von Gersprenz und Landwehrgraben, aber auch der östliche Teil des Rundwegs Reinheimer Teich kann sehr feucht sein.
Alternativroute: Bei schlechtem Wetter, insbesondere nach Regenfällen ist der Weg durch die Scheelhecke nicht empfehlenswert. Als Alternative bietet sich der Radweg von Groß-Zimmern nach Reinheim an – siehe schwarze Line auf der Karte.
Sehenswertes am Wegesrand
Reinheimer Teich
Seit 1975 gibt es das Naturschutzgebiet "Reinheimer Teich". Es zeichnet sich durch eine reiche Flora und Fauna mit zum Teil vielen bedrohten und seltenen Arten aus. Für gefährdete Brutvogelarten der Feuchtlebensräume ist der Reinheimer Teich eines der wichtigsten Gebiete in Hessen. Insgesamt wurden bisher über 100 Arten als Brutvögel nachgewiesen. Etwa 40 Paare des Graureihers bilden eine der größten Brutkolonien dieser Art in Hessen. Am Reinheimer Teich wurden bisher insgesamt nahezu 240 Vogelarten beobachtet, er gehört damit zu den Top10-Gebieten in ganz Hessen.
Eine Sensation war der Fund und die Bestätigung der Reproduktion der Europäischen Sumpfschildkröte am Reinheimer Teich – einer von ganz wenigen Plätzen in Hessen.
Die größte Überraschung der letzten Jahre war die Einwanderung des Bibers. Nach weit über hundertjähriger Abwesenheit im Gersprenztal ist diese Art zurückgekehrt und hat sich offenbar fest etabliert. Zeichen seiner Existenz sind u.a. auf dem Weg durch die Scheelhecke sichtbar. Auch die Überflutungsstellen in den Auenwiesen gehen auf sein Konto.
Naturschutzscheune des NABU
Direkt am Rundweg Reinheimer Teich – unweit der Kläranlage – befindet sich die Naturschutzscheune des NABU (Naturschutzbund). Natürlich ist das Gebäude, in dem der NABU üblicherweise Workshops, Vorträge und Ausstellungen abhält, derzeit geschlossen. Doch auch im Außengelände, das frei zugänglich ist, gibt es Interesssantes zu erkunden. Auf dem 2 Ha großen Gelände werden naturnah Biotope der Gersprenzaue und der weiteren Region vorgestellt und erlebbar gemacht. Kleine Pfade laden ein, die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu entdecken. Als "Grünes Klassenzimmer" vermittelt es besonders Jugendlichen und Kindern ökologische Zusammenhänge.
Russischer Soldatenfriedhof
Der Russische Soldatenfriedhof gedenkt den sowjetischen Kriegsgefangenen, die zwischen 1941 und 1945 im Stalag IX B in Bad Orb interniert waren und in dem Lazarett in Klein-Zimmern, das diesem Lager zugeordnet war, starben. Die Kreuzgruppen auf dem Friedhof stehen symbolisch für mindestens 397 Kriegsgefangene, die in Massengräbern und ohne Namensnennung hier verscharrt wurden.. Der Gedenkstein am nordwestlichen Ende der Anlage ist in russischer und deutscher Sprache beschriftet.
Das Brünnchen
Die mit Sandsteinquadern gefasste Quelle diente um 1950 der Klein-Zimmerner Bevölkerung zur Trinkwasserversorgung, wenn die öffentliche Wasserversorgung zusammenbrach. Und dies geschah laut Zeitzeugen damals in den Sommermonaten öfters.
Autorin Birgit Eisenlöffel
Tannenmühle
GPS-Track zum Download:
Download der Datei "ReinheimerTeich.gpx"
oder
Den Track auf Open-Streetmap-Karte ansehen
Kartenausschnitt mit eingezeichneter Wanderstrecke