Wanderbares Zimmern, Teil 3
Auf dem alten Bahndamm zum Stetteritz
Kommt sie oder kommt sie nicht – die Straßenbahn von Groß-Zimmern nach Darmstadt? Wer schon einmal erkunden will, wo sie vielleicht fahren könnte, folgt am besten der nachfolgenden Wanderung des OWK Groß-Zimmern. Start und Ziel dieser Wanderung ist die Grüne Mitte, wo ehemals der Zimmerner Bahnhof stand. Heute erinnert nur ein altes Signal mit einer Gedenktafel und ein Gedenkstein an diese Zeit.
Von hier geht es zum Ponthierry Platz und hinüber in die Bahnstraße. Am Zoogeschäft vorbei folgt man der Straße, bis kurz vor der Volksbank links ein Weg abzweigt. Dies ist die ehemalige Bahntrasse nach Darmstadt, die sich heute als asphaltierter Verbindungsweg zum Tennisclub in der Johannes-Ohl-Straße präsentiert und weiter zur Kinder- und Jugendförderung am Festplatz führt. Dort geht es geradeaus weiter auf dem Wiesenweg entlang des ehemaligen Bahndamms. Hier ist ein regelrechtes Biotop entstanden – Weiden, Schwarzdorn, Birken und Holunder und vieles mehr bilden ein stattliches Dickicht und Lebensraum für die Tierwelt. Schon bald tauchen am Horizont auch die Windräder bei Roßdorf auf.
Blühende Forsythien im Frühling am Golfplatz
Ca. 400 m hinter dem Jugendzentrum überquert man den Bahndamm, wechselt auf die nördliche Seite und folgt dem Weg am Bahndamm entlang weiter bis kurz vor einem Schilfwäldchen. Dort ist wieder ein breiter Durchschlupf, der zurück auf die südliche Seite des Bahndamms führt. An der L3115 angekommen führt der Weg auf der anderen Straßenseite weiter am Bahndamm entlang in die Gundernhäuser Flur.
Während der Bahndamm und vielleicht irgendwann mal die Straßenbahn schnurgerade direkt in die Bahnhofstraße von Gundernhausen führt, heißt es für den Wanderer, der nach Groß-Zimmern zurück möchte, auf den ersten begehbaren Weg links einzubiegen. Nach ca. 200 Metern folgt der nächste Abzweig nach links auf den Asphaltweg. Knapp 300 Meter weiter, kurz hinter dem herrlich blühenden Rapsfeld und auf der Höhe des Aussiedlerhofes folgt man dem Weg nach rechts Richtung Anhöhe. Nach ca. 600 Metern taucht linkerhand eine Bank auf. Auch wer noch keine Pause braucht, sollte kurz verweilen, um den schönen Ausblick zu genießen: auf den nahen Stetteritz, zum Kirchturm von Gundernhausen oder beim Umdrehen auf den Mainzer Berg bei Dieburg.
Im weiteren Verlauf schlängelt sich der Weg zwischen Schwarzdornbüschen hinauf zum Stetteritz bis an die Grenze zum Golfplatz. Auch hier sollte man unbedingt die Landschaft mit den Augen abwandern: In der Ferne sind Taunus und Spessart erkennbar, in der Nähe die Hügel des Odenwalds bei Groß-Umstadt und den Otzberg. An der Grenze des Golfplatzes entlang muss man wieder absteigen, um zum ersten Querweg an einem Teich zu gelangen. Dort geht es zunächst nach rechts und dann links hinab zum Parkplatz an Luigis Golf-Restaurant. Am Restaurant vorbei biegt man links ab und kommt auf einen Fahrweg, der zur L 3115 führt. An der Pferdehandlung Pullmann überquert man die Straße, passiert die eingezäunten Weiden nach Osten und kommt am Gelände des Reitervereins und an der Rückseite der Villa Reitzel vorbei. An einem weiteren Pferdehof entlang führt der Weg schließlich zum Ortsrand, biegt unmittelbar vor den ersten Häusern nach links ab und kommt auf dem schmalen Pfad zwischen Vorgärten und Hecken zu einer Stichstraße der Johannes-Ohl-Straße und von dort auf dem bekannten Weg zurück zur Grünen Mitte.
Schwarzdorn blüht am Stetteritz
Nützliche Infos:
Streckenlänge 7.5 km
Verlängerbar: auf 8.5 km, siehe Alternative.
Dunkle Linie: Unmittelbar hinter dem Jugendzentrum gelangt man nach rechts zu einem schmalen Pfad zwischen einem Entwässerungsgraben und den schmucken Gärten der zur Angelgartenstraße gehörenden Häusern. Diesem Pfad folgt man bis zu einem Steg hinter einem keinen Schilfgebiet, wechselt auf die andere Grabenseite und folgt dem Wiesenweg bis kurz vor dem dänischen Bettenlager, umrundet das Gebüsch und geht parallel zum renaturierten Erbsenbach bis zum ehemaligen Bahndamm, wo man auf die Südseite wechselt.
Dunkelrote Linie: Etwas kürzer ist der Weg, wenn man den Pfad entlang der Gärten über einen breiten Gitterrost verlässt und über die Wiese zum zweiten Bahndammdurchschlupf geht.
Tipp: Auf Gundernhäuser Seite sollte man der Versuchung widerstehen, direkt zum Ortsrand des Stetteritz aufzusteigen. Man gelangt dort nämlich zu einem Privatweg, der bei einem Bauernhof endet.
Interessantes am Weg
Die Grüne Mitte und der ehemalige Bahnhof
Heute ist die Grüne Mitte die Lunge des Ortes und Tummelplatz für Kinder und Spaziergänger. Das war nicht immer so. Das unübersehbare zweiflügelige Bahnsignal mit einer Zeittafel und der Gedenkstein erinnern an die Zeit, als Groß-Zimmern bahntechnisch gut erschlossen war. Die Erinnerungsstücke wurden von Helmut Kriha, Sohn des langjähriges Fahrdienstleisters Otto Kriha, aufgestellt. Die Familie wohnte im Dachgeschoss des Bahnhofsgebäudes.
Rund 70 Jahre lang konnten die Zimmerner von ihrem Wohnort aus mit der Bahn auf zwei Strecken unterwegs sein: bis 1965 mit der Odenwaldbahn in Richtung Offenbach oder Reinheim und bis 1966 über Roßdorf nach Darmstadt-Ost. Der Grund für die Einstellung war der Trend zum Auto und den damit verbundenen rückläufigen Bahnnutzer. Der Güterzugverkehr wurde auf der Darmstädter Strecke noch bis in die 70er Jahre auf Sparflamme weitergeführt. Der umfangreiche Abbau und Abtransport von Basalt aus einem Steinbruch bei Roßdorf war überhaupt Anlass, die Strecke Ende des 19. Jahrhunderts zu bauen. Während das Zimmerner Bahnhofsgebäude schon 1976 abgerissen wurde, fristeten die Bahngleise bis 1984 ein tristes Dasein. 1987 wurde schließlich die Grüne Mitte als Parkanlage eingeweiht.
Fast genauso lange wie die 13 Km lange Strecke nach Darmstadt eingestellt ist, wird auch über deren Wiederbelebung als Straßenbahn diskutiert. Ob sie jemals kommt, ist ungewiss. Sicher aber ist, wenn sie kommt, dann wird es so sein wie bei der Einweihung 1897. Die Lokalpresse schrieb: „Unter zahlreicher Beteiligung seitens der Bevölkerung fand die Einweihung … statt. Jede Bahnstation … war festlich geschmückt…. Ganz besonders groß war der Freudentaummel in der Endstation Groß-Zimmern …“
Autorin Birgit Eisenlöffel
kahle Bäume am Golfplatz und Blick von dort auf Groß-Zimmern
Blick auf Gundernhausen mit Kirche und Windrad
Kartenausschnitt mit eingezeichneter Wanderstrecke
GPS-Track zum Download: Download der Datei "Bahndamm-Stetteritz.gpx"
oder
Den Track auf Open-Streetmap-Karte ansehen