Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub

Wanderbares Zimmern, Teil 8

Rund um Klein-Zimmern

Kurz gefasst:
Streckenlänge: 10 Kilometer
Ausrüstung: Sonnenschutz, knöchelhohe Schuhe und lange Hosen zum Schutz vor Zecken auf den Wiesenwegen.

Start und Ziel direkt vor der Haustür, überschau­bare Strecken mit Varianten und immer wieder schöne Ausblicke, das sind die Kriterien für Wander­bares Zimmern – auch bei Folge 8, die rund um Klein-Zimmern führt.

Anfang und Ende der Tour ist in Klein-Zimmern in der Straße „Am Brückelchen“. Noch vor dem Leosteg wendet man sich nach links und folgt dem Trampel­pfad – links an schmucken Gärten, rechts am idyllischen Ufer des Katzen­grabens entlang. Dann wird aus dem Trampel­pfad ein Asphalt­weg, der nach rund 300 Metern auf die L 3115 mündet, die Groß- und Klein-Zimmern verbindet. Ein paar Schritte nach links, auf der Höhe der Gewächs­häuser des St. Josephs­hauses, überquert man die Land­straße, um direkt geradeaus in die erste Quer­straße von Groß-Zimmern kommend einzu­biegen. Sie führt hinaus aufs Feld, wo nach etwa 400 Metern auf der linken Seite ein Wäldchen, der Glocken­rain, beginnt. Am Ende des Wäldchens zweigt links ein schmaler Wiesen­pfad ab. Folgt man ihm, erreicht man nach wenigen Metern „das Brünnchen“, eine Quelle, die auch mal zur Not­ver­sorgung der Ein­heimischen mit Trink­wasser diente. Heute jedoch warnt ein Schild „Kein Trinkwasser“. Dafür ist „das Brünnchen“ ein Ort, an dem man es sich auf einer hübsch gestalteten Bank des örtlichen Kultur- und Kerb­vereins (KuK) unter einem Birnbaum gemütlich machen kann.

Mit herrlichem Blick auf die Odenwald­berge nach Semd
Danach geht es auf dem Wiesen­pfad weiter den Berg hinauf. Sobald der Weg nach rechts abzweigt, wird die Mühe für den kleinen Aufstieg belohnt: Die Augen können sich satt sehen an der bunten Sommer­wiese, dem Grün im Tal und der fantastischen Fern­sicht auf die Oden­wald­berge. Nach gut 100 Metern geht es hinter einem Hoch­sitz links. Der akkurat gepflegte, breite Wiesen­weg hinauf verläuft parallel zum Russischen Soldaten­friedhof. Hier ruhen circa 400 sowjetische Kriegs­gefangene in Massen­gräben, die im nahe­gelegenen Kriegs­lazarett (St. Josephshaus) zu Tode kamen. Die Gedenk­stätte kann vom Wiesen­weg aus betreten werden. Oberhalb der Gedenk­stätte verläuft ein Radweg. Ihm folgt man für rund 350 Meter Richtung Süden, dann heißt es wieder links abbiegen. An Obst­baum­plantagen vorbei gelangt man schließlich aufs freie Feld. Mit Blick auf den nahe­liegenden Otzberg und die sanften Oden­wald­hügel bei Groß-Umstadt führt der Weg für rund 2,5 Kilometer über die Äcker, unter­brochen lediglich durch die K 124.

Kirchtuerme Gr-Zi von Kl-ZiKirchtuerme Gr-Zi von Kl-ZiGroß-Zimmerner Kirchtürme von Klein-Zimmern aus gesehen

Über die Felder zurück
Kurz vor Semd schwenkt man auf den kreuzenden Fahrrad­weg nach links ein, der nach rund 350 Metern auf die Lands­traße L 3115 trifft. Auf der gegen­über­liegenden Straßen­seite nimmt man zunächst den asphaltierten Fahrrad­weg. Doch schon nach 150 Metern kann man nach rechts auf einen Feld­weg wechseln. Etwa 150 Meter führt der Weg geradeaus, dann muss man an einer Blech­garage links abbiegen. Rund 1,8 Kilometer führt der Weg nun geradeaus durchs Feld. Bei guter Sicht ist in der Ferne sogar der Feld­berg auszumachen und schon bald rückt der Roßberg bei Roßdorf und der Mainzer Berg bei Dieburg ins Blick­feld. Auf der Höhe des Hermanns­hofs, kurz vor einem kleinen Wäldchen, geht es links. Der Weg trifft beim Auenhof auf den asphaltierten Radweg, der zur K 126 führt. Auf dem Weg dorthin kann man die beeindruckenden Angus­rinder des Auenhofs bestaunen, den Störchen im Nest zuschauen und sich an einer Schau­tafel über die Flora und Fauna auf den Hehnes­wiesen informieren. An der Auto­straße angekommen wechselt man auf die andere Straßen­seite, um den Weg zunächst Richtung Dieburg fortzusetzen. Am Fuß der Brücke, die über die B 26 führt, wendet man sich nach links und überquert den Katzen­graben. Nun beginnt ein idyllischer Wegabschnitt. Immer am Katzen­graben entlang kehrt man nach 1,5 Kilometern zum Ausgangs­punkt am Leosteg zurück.

Alternativen zum Hauptweg:

Am Brünnchen
Wer den Weg durchs hohe Gras am Brünnchen scheut, kann schon vor dem Wäldchen links abbiegen und den befestigten Weg nach oben zum „Brünnchenweg“ nehmen. Der Weg führt direkt zum Russischen Soldatenfriedhof.

das BrünnchenEin Ort zum Entspannen: Das Brünnchen mit der KuK-Bank unterm Birnbaum

Über die Hehneswiesen
Der Weg über den Radweg an der K 126 lässt sich verkürzen, wenn man auf der Höhe des Hermanns­hofs nicht links abbiegt, sondern sich rechts hält. Ein Ent­wässerungs­graben weist den Weg Richtung B 26. Vor der Unter­führung geht es links und an den Erdbeer­feldern des Birken­hofs vorbei zur K 126.

Schautafel_HehnesStoerche_HehneswiesenFamilie Adebar im Nest auf der Hehnes­wiese und Schau­tafel Hehnes

Durchs Zentrum von Klein-Zimmern
Parallel zum Katzen­graben verläuft hinter dem Leosteg die Straße „Am Katzengraben“. Sie mündet nach einer Links- und Rechts­kurve auf den Wehrweg und dieser auf die Markstraße. Hier geht es links ab und nach circa 200 Metern erreicht man das Feuer­wehr­haus und damit den Dalles. Im weiteren Verlauf trifft die Straße auf die Burgstraße (L 3115). Wenn man der Straße nach unten folgt, gelangt man zum St. Josephshaus und trifft an den Gewächs­häusern auf die Hauptroute.

Rückweg zum Leosteg
Auch am Katzengraben kann das Gras sehr hoch stehen. Ausweichen kann man über einen Parallel­weg. Dazu geht man zunächst gut 250 Meter am Katzen­graben entlang, biegt dann rechts und wenige Meter später nach links ab.

Wiesenblumen_LandwehrgrabenWiesenblumen am Landwehrgraben

Wissenswertes am Weg

Der Dalles
Der Platz am Feuerwehrhaus (Dalles) ist auch der Kerb­platz. Gleich daneben kann man auf der Mitnahme­bank bequem auf eine Mitfahr­gelegenheit warten. Wer sich dabei die Zeit vertreiben will, findet Lese­stoff in der zum Bücher­schrank umgestalteten Telefonzelle.

Die Ziegen
Dass Klein-Zimmern eine gewisse Affinität zu den vier­beinigen Bart- und Hornträgern hat, ist nicht zu übersehen. An allen Orts­eingängen halten Ziegen aus Edel­stahl an lustigen gelb-blauen Pfählen Wache. Auf dem Gaaseplatz (Dalles) stehen sogar drei – fast lebens­große – Pracht­exemplare. Warum das so ist? Ältere Klein-Zimmerner, darunter auch Horst Neumann, Ehren­vorsitzender des Odenwald­klubs Groß-Zimmern, der als Kind 10 Jahre in Klein-Zimmern wohnte, wissen den Grund: Früher besaß fast jede Familie im Ort eine Ziege. Es soll sogar einen von der Gemeinde bestellten Ziegen­hirten gegeben haben, der das Vieh jeden Morgen vom Dalles auf die Weide führte. Seit den 1950-er Jahren sind die echten Ziegen im Orts­bild verschwunden. Als Straßen- und Schul­name leben sie fort. Auch der Kultur- und Kerb­verein hat sich die Vier­beiner zum Emblem auserkoren.

Ziegen am DallesDie Ziegen auf dem Dalles erinnern an vergangene Zeiten.

St. Josephshaus
Das St. Josephshaus im Zentrum von Klein-Zimmern an der Burgstraße ist heute ein modernes Kinder- und Jugend­hilfe­zentrum. Es bietet stationäre, teil­stätionäre und ambulante Hilfe für Kinder und Jugend­liche. Wie schon zu Zeiten des Mainzer Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler, der 1864 die so genannte St. Josephs Knaben­anstalt gründete, können in den eigenen Werk­stätten junge Menschen eine Ausbildung machen.

Russischer-Friedhof_KlZi1

Unterbrochen wurde die sozial­pädagogische Tätigkeit durch den Zweiten Weltkrieg. 1939 beschlag­nahmte die NSDAP das Anwesen, 1941 übernahm es die SS. Bis zum Kriegs­ende diente es als Lazarett für sowjetische Kriegs­gefangene. Verstorbene wurden namenlos auf dem nahen Russischen Soldaten­friedhof bestattet. 1945 erhielt das Bistum Mainz das Anwesen zurück und führt seitdem das St. Josephshaus weiter.

Russischer-Friedhof_KlZi1Russischer Friedhof Klein-Zimmern

Als der Mainzer Bischof das Anwesen 1864 erwarb, hatte es schon eine jahr­hunderte­lange Geschichte hinter sich. Urkunden lassen darauf schließen, dass es ursprünglich im 13. Jahr­hundert als Wasser­burg erbaut und in den folgenden Jahr­hunderten schloss­ähnlich um- über und ausgebaut wurde. Die Haus­herren gaben sich im Laufe der Jahr­hunderte die Klinke in die Hand. Die letzte private Eigen­tümerin war die Gräfin Lerchenfeld-Köfering, letzte Nach­kommin des Dieburger Adels­geschlechts von Groschlag. Sie vermachte das Schloss mit dem dazu­gehörigen Grund­besitz testamentarisch der Gemeinde Klein-Zimmern.

Autorin Birgit Eisenlöffel

Angusrind_Hehneswiesen Angusrinder_HehneswiesenAngusrinder an den Hehneswiesen Wiesenblumen_Schilf_LandwehrgrabenWiesenblumen, Schilf am Landwehrgraben

Klein-Zimmern_Karte.jpgKartenausschnitt mit eingezeichneter Wanderstrecke

GPS-Track zum Download: Download der Datei "Klein-Zimmern.gpx"
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