Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub

Wanderbares Zimmern, Teil 10

Auf nach Hoazem

Für die 10. Wanderempfehlung geht der Odenwald­klub Groß-Zimmern auf Entdeckungs­reise Richtung Osten: Fund­stücke sind das Natur­schutz­gebiet Tauben­semd und ein Ort, dessen Name auf keiner Land­karte steht: Hoazem. Glücklicherweise hat er neben dem einheimischen Idiom auch eine hoch­deutsche Bezeichnung. Es wäre ja auch zu schade, wenn man Habitzheim mit seinem schmucken Zentrum nicht finden könnte.

Start und Ziel ist das Sportheim des SV Victoria in der Burg­straße in Klein-Zimmern. Auf dem befestigten Weg geht es für rund 1,5 Kilometer hinaus ins Feld. Wenn auf der rechten Seite ein blaues Schild auf einen einstigen Tannen­wald hinweist, der in der ersten Hälfte des 18. Jahr­hunderts zugunsten der evangelischen Kirche in Habitzheim geopfert wurde, geht es links den Berg hinauf. Nach circa 200 Metern wendet man sich nach rechts und folgt dem Weg am Fritzehof (Strauß­wirt­schaft Fritz kocht) vorbei zur L 3413. Leider befindet sich der Radweg, dem man für kurze Zeit nach links folgen muss, auf der gegen­über­liegenden Straßen­seite. Am blauen Schild „Kreuzweg“ darf man vom Asphalt auf den Feld­weg wechseln. Begleitet von dem aromatischen Duft des Tymian­feldes auf der rechten Seite und einer herrlichen Sicht in die offene Land­schaft geht es geradeaus. Nach etwa 300 Metern ist ein weiterer Richtungs­wechsel angesagt. Auf dem abzweigenden Feld­weg nach links nähert man sich Habitzheim. Fast scheint der Ort zum Greifen nah, da macht der Weg vor einem Graben eine überraschende Rechtskurve. Der Blick fällt jetzt auf eine ansteigende Wiese, auf der sich ein „tierischer Unterschlupf“ befindet. Beim Näher­kommen wird erkennbar, dass hier eine kapitale Ziegen­familie zu Hause ist. Direkt am eingezäunten Bereich wendet man sich nach links und steuert nun den Ortsrand an.

Ins Ortszentrum und zum Hofgut Habitzheim
Der Krötengasse folgend findet man ohne Probleme das Orts­zentrum und dort jede Menge Fotomotive: einträchtig neben­einander stehen die evangelische und katholische Kirche. Der Schorn­stein im Hinter­grund, auf dem es sich in schwindelnder Höhe eine Storchen­familie gemütlich gemacht hat, komplettiert das Bild. Rechts befindet sich der Freie Platz. Das Krieger­denkmal erinnert an dunkle, vergangene Zeiten, die Gestaltung des Platzes wirkt dagegen ansprechend modern. Vor allem der Zugang zur Semme an der Brücke verlockt regelrecht zu einer Pause. Sollte sich langsam Hunger einstellen und das K2 auf dem Freien Platz nicht geöffnet haben, kann man Ecke Kröten­gasse und Lang­gasse noch schnell am Fleisch­automaten für den Grill­abend zu Hause einkaufen.

Hofgut-Loewenstein-Habitzheim5Hofgut Löwenstein, Habitzheim

Ein Wegweiser hilft, das Hofgut und die ehemalige Burg zu finden. Hat man sich dort umgesehen, führt der Weg wieder auf der Schloss­gasse zurück. Schon bald öffnet sich auf der linken Seite zwischen den Häusern ein Durch­lass. Ein Schild informiert jedoch, dass der Durch­gang wegen Sturm­schäden gesperrt ist. Die „Gefahrenzone“ ist etwa 25 Meter lang und verwehrt von Amts­wegen den romantischen Weg an hübschen Gärten und der ruhig fließenden Semme entlang.

Wer sicher gehen will, nimmt einen weniger schönen Umweg in Kauf. Dafür folgt man der Lang­gasse nach links, biegt dann in die Fall­tor­gasse ein und über­quert nach knapp 150 Metern auf einem schmalen Brückchen die Semme. Nun befindet man sich wieder auf dem eigent­lichen Wanderweg. In Fließ­richtung der Semme führt der Pfad an den letzten Gärten vorbei zu einem befestigten Weg und einer neuen Stein­brücke. Hat man diese über­quert, wendet man sich sofort nach links, um den Wiesen­weg am rechten Semmeufer einzuschlagen.

Zum Naturschutzgebiet Taubensemd
Urplötzlich taucht man von der über­bordenden Blüten­pracht der Gärten in eine grüne Höhle ein. Rechts wird der Weg von undurchdring­lichem Dickicht, links am Semmeufer von knorrigen Pappeln gesäumt. Nach rund 700 Metern heißt es Abschied­nehmen von der Ufer­idylle und nach rechts abzubiegen. Für etwa 500 Meter folgt man dem ansteigenden Pfad geradeaus über die Felder zum Natur­schutz­gebiet Tauben­semd. Um einen kurzen Blick hineinzu­werfen, kann man den Trampel­pfad geradeaus nutzen. Allerdings führt die Wander­strecke nach links Richtung Semd zwischen Feld (links) und Natur­schutz­gebiet (rechts) weiter. Nur der Schilf­bewuchs auf der rechten Seite lässt ahnen, wo sich das Feucht­gebiet befindet. Nach rund 700 Metern beginnt rechter­hand ein kleines Wäldchen und schon bald führt ein leicht zu über­sehender Trampel­pfad hinein und zum aufgestauten Flüsschen. Der schattige Pfad, der sich nun nach links am Feucht­gebiet entlang schlängelt, ist eine schöne Alternative zum Haupt­weg. Beide Wege treffen sich an einer Brücke kurz vor Semd, wo eine Bank müden Wanderern eine Ruhepause gönnt.

NSG-Taubensemd1.jpgNaturschutzgebiet Taubensemd

Rückweg mit Fernsicht
Danach führt der Weg weiter geradeaus zur K 123. Ein paar Meter muss man der Straße nach links folgen, doch schon kurz vor dem Lindenhof überquert man die Straße und folgt dem land­wirt­schaft­lichen Weg durch den Hof. Wer Platz im Ruck­sack hat, kann hier einen weiteren Einkauf tätigen: Frische Milch aus dem Automaten. Hinter dem Lindenhof geht es zunächst rechts und dann wieder links. Nun befindet man sich schon auf der Ziel­geraden Richtung Klein-Zimmern. 2,5 Kilometer geht es, lediglich durch die K 124 unterbrochen, geradeaus über die Felder. Dabei kann man noch mal die herrliche Fernsicht in alle Himmels­richtungen genießen. Hinter den Obst­baum­plantagen biegt man schließlich rechts auf den Brünnchen­weg ein und folgt dem Weg oberhalb des Russischen Soldaten­friedhofs zum Klein-Zimmerner Friedhof. Dahinter geht es links und schließ­lich bergab in die Burgstraße zum Ziel.

Nützliche Infos:

Start und Ziel: SV Viktoria, Burgstraße, Klein-Zimmern
Streckenlänge: 12 Kilometer
Ausrüstung: Im Sommer unbedingt Getränke und Sonnenschutz sowie lange Hosen als Zeckenschutz.

Interessantes am Weg

Hofgut Habitzheim
Trotz ansprechender Renovierung ist es nicht zu über­sehen: Das Hof­gut Habitz­heim blickt auf eine geschichts­trächtige Vergangenheit zurück, die vermut­lich bis ins 12.Jahr­hundert reicht. Doch hinter der jahr­hunderte­alten Fassade leben und arbeiten Menschen mit zukunfts­orientierten Ideen. „Bio funktioniert – und zwar weltweit“, davon ist Felix Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg über­zeugt. Er hat das Hofgut Anfang der 1990er-Jahre konsequent auf ökologische Land­wirt­schaft umge­stellt. Seine leiden­schaft­lichen Plädoyers für natur­gemäßes Ackern und Wirt­schaften – auch in Buch­form – genießen in der Fach­welt hohes Ansehen. Der promovierte Land­wirt bekleidet verschiedene Ehren­ämter in Organisationen des ökologischen Land­baus und erhielt 2016 für sein viel­seitiges Engagement im Öko­landbau das Bundes­verdienst­kreuz am Bande der Bundesrepublik.

Hofgut-Loewenstein-Habitzheim3Hofgut Löwenstein, Habitzheim

Anbauschwerpunkte des Hofguts sind heute Heil-, Tee- und Gewürz­pflanzen, aber auch Getreide, Kartoffeln und Zucker­rüben gedeihen auf den Feldern des Guts. Daneben werden Schweine und Lege­hennen gehalten und eine 100 Hektar große Wald­fläche bewirtschaftet. Für die Leitung des gesamten Unternehmens ist heute Prinzessin Johanna zu Löwenstein, verheiratete Freifrau Heeremann, zusammen mit ihrem Mann verantwortlich. In den historischen Gemäuern befinden sich mittler­weile auch ein integratives Gesund­heits­zentrum und mehrere hand­werk­liche Betriebe. Mit der Übergabe an seine zweit­älteste Tochter führt Prinz zu Löwenstein die Tradition fort: Seit dem 15. Jahr­hundert befindet sich das Anwesen im Besitz der Familie zu Löwenstein. Damals gehörten zur Grafschaft Habitz­heim, Spach­brücken, Zeil­hard und Groß-Zimmern. Erst nach den gesell­schaft­lichen und politischen Umbrüchen Mitte des 19. Jahr­hunderts erfolgte der Umbau in ein landwirtschaftliches Gut.

Semme und Taubensemd
Die Semme entspringt auf Lengfelder Gemarkung am Klingels­hof, durch­fließt Habitz­heim und Semd und mündet nördlich von Hergers­hausen in die Gersprenz. Ein Neben­fluss der Semme ist das kleine Bächlein Tauben­semd. Es ist Namens­geber für das rund 32 Hektar große Natur­schutz­gebiet. Die Grund­lage dafür schuf der Mensch in den 70er Jahren durch das Anlegen einer Flach­wasser­zone. Das Natur­schutz­gebiet beinhaltet neben dem Flüsschen mehrere Teiche und Grün­flächen und ist Lebens­raum u.a. von Zwerg­taucher, Wasser­ralle, Pirol und Blau­kehlchen sowie Breit­blättrigem Knaben­kraut und Wiesensalbei.

Autorin Birgit Eisenlöffel

NSG-Taubensemd2.jpgSteilufer mit Brutröhren im Naturschutzgebiet Taubensemd NSG-Taubensemd3.jpgNaturschutzgebiet Taubensemd

Kartenausschnitt mit eingezeichneter Wanderstrecke Taubensemd_Karte_mDetail.jpg

GPS-Track zum Download: Download der Datei "Taubensemd.gpx"
oder
Den Track auf Open-Streetmap-Karte ansehen


Otzberg-von-Semd.jpgDer Otzberg von Semd aus gesehen entlang-der-Semme-Habitzheim1.jpgUferidylle an der Semme bei Habitzheim entlang-der-Semme-Habitzheim2.jpgUferidylle an der Semme bei Habitzheim entlang-der-Semme-Habitzheim3.jpgEntlang der Semme

Semme-Habitzheim2.jpgEntlang der Semme <Semme-Habitzheim1.jpgEntlang der Semme Otzberg-von-Habitzheim1.jpgBlick auf den Otzberg kurz vorm Ortseingang von Habitzheim

Hofgut-Loewenstein-Habitzheim4Hofgut Löwenstein, Habitzheim Hofgut-Loewenstein-Habitzheim1Hofgut Löwenstein, Habitzheim, Storchennest <Hofgut-Loewenstein-Habitzheim2Hofgut Löwenstein, Habitzheim