Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub

Autorin: Birgit Eisenlöffel

KURZGEFASST:

Streckenlänge: 12 km

Start und Ziel: Zoo Vivarium, Schnampel­weg 5, Darmstadt

Anforderungen: Gut begehbare Waldwege, manchmal kurze steile Auf- und Abstiege. Auch in den Sommer­monaten empfehlens­wert.

Verpflegung: Der Kiosk auf der Ludwigshöhe ist tagsüber bei schönem Wetter geöffnet: 06151-52416

HIGHLIGHTS:

Melita-Brunnen
Waldpark Marienhöhe
Waldkunstpfad
Ludwigshöhe
Streuobstwiesen auf dem Prinzenberg

Waldkunstpfad DarmstadtWaldkunstpfad Darmstadt

Wanderbares Zimmern regional, Teil 6

Zu den Kleinoden im Darmstädter Stadtwald

Als Großstadt im Walde sieht sich Darmstadt gerne. Und mit Recht. Egal wo an Darmstadts Stadt­grenze, der Weg ins Grüne ist nicht weit. Auf der nach­folgenden Wanderung erwandert der Odenwald­klub Groß-Zimmern den südöst­lichen Teil des Darm­städter Stadt­walds und entdeckt so manches Kleinod.

Ausgangspunkt ist der Parkplatz des Vivariums. Viele Wander­zeichen zeigen hier den Weg. Der rote Balken, der den Odenwald-Vogesen-Wanderweg markiert, ist für einen Groß­teil dieser Wanderung nützlich. Das Zeichen weist den Weg an der Anlage des Klein­garten­vereins Licht­wiese e.V. vorbei zur Bahn­station, streift dort den TU-Campus und leitet zum Wald­rand weiter. Mitten in der Wald­idylle hat der Wald­kinder­garten mit dem liebe­vollen Namen Licht­wiesel seinen Platz. An einer Rast­hütte taucht man endlich in den lichten Buchen­wald ein und findet dem roten Balken folgend den Jäger­brunnen. Die hübsch mit Granit gefasste Quelle sprudelt zwar nur spärlich, ein romantisches Kleinod ist sie dennoch. 100 Meter weiter stößt man auf einen breiten, geschotterten Forst­weg, dem man nun nach links folgt.

Durch sattes Grün nach Traisa
Bis zu einer großen Wald­kreuzung nach circa 1500 Metern bleibt man diesem Weg treu, auch wenn der rote Balken rechts abbiegt, neue Wander­zeichen kommen und gehen. Auf halber Strecke befindet sich das Wald­grab des Forst­manns Philipp Engel von Klipstein aus dem Jahr 1846. An der großen Wald­kreuzung angekommen ist die Wanderung zwar erst gut drei Kilometer alt, wer dennoch schon pausieren möchte, findet jenseits der Bahn­gleise den hübschen Rast­platz Traisaer Hüttchen. Wer lieber weiter wandert, bleibt dies­seits der Gleise, überquert die breite Quer­schneise und geht ohne Wander­zeichen entlang der Bahng­leise geradeaus bis zu den ersten Häusern von Traisa. Hier biegt ein schmaler Pfad nach rechts ab, der schließ­lich auf die Traisaer Wald­straße bzw. zur B 449 führt. Mangels Ampel­anlage muss man mutig eine Lücke in der kaum versiegenden Auto­kolonne nutzen, um die Bundes­straße unbeschadet zu überqueren.

Erfrischend am Melitabrunnen
Jenseits der B 449 geht es geradeaus in den Wald hinein. Auch nach 100 Metern, wenn der breite Wald­weg eine Links­kurve macht und man versucht ist, ihm zu folgen, geht es weiter geradeaus den steilen Berg hinauf. Dem aufmerksamen Wanderer fällt links im Gebüsch eine Ruine auf. Es ist das ehe­malige Wasser­werk von Nieder-Ramstadt, erbaut 1908. Sobald die Höhe erreicht ist, nimmt man den ersten Abzweig nach rechts und wundert sich über die zelt­ähnlich aufge­stellten Baum­stämme auf der linken Seite. 300 Meter folgt man dem breiten weichen Wald­weg mit leichtem Gefälle. Dann nimmt man das zweite Pfädchen nach links. Es windet sich nach rechts und links hinunter zu einem kleinen, idyllisch gelegenen Tümpel und mündet dort in einen breiteren Weg, dem man nach rechts folgt. Schon an der nächsten Kreuzung geht es links. Ab hier hilft für 800 Meter die Markierung DA1. Dann erreicht dieser Weg die breite Loch­schneise, die vor allem als Radweg dient und fürs Wandern nur bedingt angenehm ist. Deshalb wendet man sich nur kurz nach rechts, um sofort wieder nach links in ein schmales Pfädchen einzubiegen. Nach wenigen Schritten steht man vor der Maria-Hilf-Anbetungs­stätte. Man muss nicht religiös sein, um sich an diesem stillen und nett gestalteten Platz wohl zu fühlen.

Das Pfädchen führt weiter durch den Wald und nach knapp 200 Metern auf einen breiten Wander­weg, der mit dem schon bekannten Wander­zeichen roter Balken markiert ist. Ihm vertraut man sich nach rechts an und erreicht nach 100 Metern den Melita-Brunnen. Oft trifft man hier auf Zeit­genossen, die das kühle Nass für den heimischen Gebrauch zapfen.

MelitabrunnenMelitabrunnen Auf dem Prinzenberg.jpgAuf dem Prinzenberg


Vom Prinzenberg zur Ludwigshöhe
Der rote Balken zeigt weiter den Weg über die Lichtung hinweg und hinauf zum Prinzen­berg. Von dort oben hat man bei gutem Wetter einen herr­lichen Ausblick auf Eber­stadt, den Melibokus und in die Rhein­ebene. Doch diesen Genuss muss man sich zuvor erarbeiten. Denn der Weg hinauf ist schweiß­treibend. Auch der sich anschließende Kilometer bis zur Marien­höhe ist durchaus etwas heraus­fordernd. Der Pfad hinunter zur Streu­obst­wiese und wieder hinauf trägt zum Teil alpine Züge. Kein Wunder, der Wander­weg mit dem roten Balken verläuft hier auf dem Sieben-Hügel-Steig. Dass Darmstadts Stadtwald kein auf Profit ausgerichteter Wirt­schafts­wald ist, wird an diesem Abschnitt besonders deutlich. Das Forstamt lässt der Natur viel Frei­raum, Tot­holz darf Lebe­wesen eine Heim­statt bieten und bizarre Baum­gestalten regen die Fantasie an.

Beim Aufstieg zur Marienhöhe, kurz hinter dem Natur­kinder­garten, trennen sich die Wege roter Balken und S für den Sieben-Hügel-Steig. Wer sich den Schemb­stempel mit seiner tollen Fern­sicht bis zum Pfälzer Wald und die Stelen des ehe­maligen Marien­tempels nicht entgehen lassen möchte, nimmt den mit S markierten Weg. Im weiteren Verlauf vereinen sich die beiden Wege wieder und führen vorbei an der Volks­stern­warte zur Ludwigs­höhe. Der Aussichts­turm und ein Teil der Terrasse sind derzeit wegen Bau­arbeiten gesperrt. Doch zwischen den Absperrungen und den Bäumen hindurch lässt sich der eine oder andere Blick auf die City und die nördlichen Stadt­teile bis hin nach Frankfurt und zum Taunus erhaschen. Der Kiosk bietet Getränke und kleine Snacks zur Stärkung.

Kunstgenuss im Wald
Von der Ludwigshöhe bis zum Böllen­falltor sind es circa zwei Kilometer. Bei der Orientierung dorthin hilft weiter der rote Balken. Doch Kunst­interessierte werden wohl öfter von der Route abweichen, denn unterhalb der Ludwigs­höhe beginnt der Wald­kunst­pfad. Kleine und große Objekte von internationalen Künstlern möblieren den Wald, machen neugierig, faszinieren oder geben Rätsel auf. Einen Blick sind sie allemal wert und sorgen unter den Mit­wanderern garantiert für Diskussionsstoff.

Nach den Zeugnissen zeitge­nössischer Kunst erreicht man schließlich einen Platz, der an einen Vertreter der Klassik erinnert: den Goethe­felsen. Dass der Dichter­fürst gerne nach Darmstadt kam, ist unbestritten. Dass ihn aber just an diesem Platz die Muse küsste, entstammt wohl eher dem Reich der Legenden. So oder so ist dieser Platz wie auch der nahe­gelegene Goethe­teich ein kleines Juwel im Stadtwald.

Über den Herrgottsberg zurück zum Vivarium
Vom Goetheteich geht es noch einmal ganz kurz steil bergauf zum Herrgotts­berg, auf dem es für Kinder reichlich Platz zum Spielen und für die Erwachsenen schöne Sitz­plätze gibt. Schon hört man das Rauschen der Autos auf der B 449, die man bei Traisa schon einmal über­quert hat. Dank Ampel­anlage ist dies hier am Restaurant Bölle jedoch gefahrlos möglich. Der rote Balken leitet noch in die Böllen­falltor­straße, dann verab­schiedet er sich nach rechts, und es geht parallel zur Straße auf einem schmalen Pfädchen am Wald­rand entlang weiter. Nach einem Kilometer mündet der Pfad auf die Straße. Über den Park­platz und den Sport­platz hinweg gelangt man zu den Gebäuden der TU und weiter zur Bahn­station Licht­wiese. Von dort geht es auf dem bekannten Weg zurück zum Vivarium.

Wissenswertes am Wegesrand

Melita-Brunnen
Er war 1894 das Hochzeits­geschenk von Groß-Herzog Ernst-Ludwig an seine erste Gattin Prinzessin Victoria Melita von Sachsen-Coburg. Die Verbindung zwischen dem letzten Darmstädter Groß­herzog und seiner Cousine – beide Enkel­kinder der britischen Königin Victoria – war keines­wegs eine Liebes­heirat, sondern kam auf familiären Druck zustande. Schon sieben Jahre später wurde sie wegen „unbesiegbarer gegenseitiger Antipathie“ geschieden.

Waldpark Marienhöhe
Schön muss er gewesen sein, der ehemalige Wald­park Marien­höhe, den Groß­herzog Ludwig III. Anfang des 19. Jahr­hunderts anlegen ließ. Er war Teil eines Land­schafts­konzepts, das sich vom Langener Wald bis nach Viernheim erstreckte und zahl­reiche Quellen sowie Tempel und Gedenk­stätten enthielt. Der Marien­tempel stürzte Anfang des 20. Jahr­hunderts ein und wurde weiter westlich (heute Schembstempel) wieder erbaut.

Waldkunstpfad
Über 30 Kunstwerke kann man auf dem 2,6 Kilometer langen Wald­kunst­pfad in Darmstadt bewundern. Seit 2002 veranstaltet der Verein für Internationale Wald­kunst e.V. in Zusammen­arbeit mit dem Forst­amt Darmstadt alle zwei Jahre eine Biennale, die letzte 2020. Viele Kunst­werke haben ihren Platz zwischen Ludwigs­höhe und Böllen­falltor schon seit vielen Jahren. Bei ihnen allen geht es um die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Kunst. Der Wald­kunst­pfad ist für große und kleine Spazier­gänger ein echter Erlebnis­pfad. Ob Hexen­häuschen, Viewing Temple, Tanz­platt­form, Spiegel­baum und vieles andere – sämtliche Objekte in diesem Open-Air-Museum sind zum Anfassen und Benutzen. Abhängig von Corona-Auflagen veranstaltet der Verein Führungen und Workshops. www.waldkunst.com

Streuobstwiesen auf dem Prinzenberg
Wo bis etwa 1880 Wein angebaut wurde, befindet sich heute eines der größten zusammen­hängenden Streu­obst­wiesen­gebiete Hessens. Die 37 Hektar große Fläche ist Teil des Schutz­gebietes NATURA 2000 und für den Natur­schutz von hohem Wert, denn sie bietet Lebens­raum für viele Tier- und Pflanzen­arten. Für Erhalt und Pflege sorgt der Freundes­kreis der Eberstädter Streuobtwiesen e.V. www.streuobstwiesen-eberstadt.de.

Maria Hilf AnbetungsstaetteMaria Hilf Anbetungsstaette



Kartenausschnitt mit eingezeichneter Wanderstrecke:

GPS-Track zum Download:

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Höhenprofil:

DarmstaedterStadtwald-Profil
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