Programm der Wanderung in der Südpfalz vom 31.08. bis 04.09.2022
Mittwoch, 31.08.22
Abfahrt in Groß-Zimmern ist um 8.30 Uhr. Nach ca. eineinhalb Stunden erreichen wir Leinsweiler. Dort starten wir mit der ersten Wanderung (12 Km/400 Hm). Sie führt uns über den Slevogthof und Neukastell zur mittelalterlichen Burgruine Anebos. Von hier haben wir einen herrlichen Blick auf den Trifels. Weiter geht es zur Madenburg (Einkehr), wo wir bei einem Imbiss oder erfrischenden Getränk den Blick in die Rheinebene genießen können. In Eschbach nimmt uns der Bus wieder auf und bringt uns in ca. 30 Minuten zu unserem Hotel in Schweigen-Rechtenbach.
Highlights des Tages
Leinsweiler und Max Slevogt. Das schmucke Weindörfchen Leinsweiler bezeichnet sich selbst auch als Slevogtdorf. Der Impressionist, ein Zeitgenosse von Max Liebermann, lebte und arbeitete zeitweise ab 1923 bis zu seinem Tod 1932 im Slevogthof oberhalb von Leinsweiler. Ein Wanderweg erinnert an den Künstler, der sich der Freilichtmalerei verschrieben hat. Wir folgen einem Teil dieses Wanderwegs und können dank einiger Informationstafeln am Wegesrand dem Leben Max Slevogts nachspüren und Vergleiche zwischen der Natur und seinen Werken anstellen.
Blick von Anebos zur Burg Trifels
Burgruine Neukastel: Kurz nach dem Slevogthof erreichen wir die Burgruine Neukastel. Wer Lust auf eine kleine Kletterpartie hat, wird mit einem herrlichen Blick in die Rheinebene belohnt. Die Burg stammt aus dem 12. Jahrhundert und diente als Vorburg zur Reichsburg Trifels.
Trifels, Anebos und Münz. Von den drei Burgen, die hintereinander auf je einer Buntsandstein-Bergkuppe oberhalb von Annweiler thronen, hat es vor allem die Burg Trifels in die Geschichtsbücher geschafft. Sie war gut zwei Jahrhunderte Reichsburg, und hier soll auch Prinz Löwenherz gefangen gehalten worden sein. Die Reichsburg ist inzwischen restauriert und beinhaltet ein großräumiges Museum. Die Burg erreichen wir nicht, aber wir werden von den Resten der Nachbarburg Anebos einen großartigen Blick auf die ehemalige Reichsburg werfen können. Die Burgruine Scharfenberg, die im Hochmittelalter Münzprägeanstalt war, und deshalb auch heute noch im Volksmund Münz genannt wird, streifen wir. Sie ist wegen Sanierungsarbeiten gesperrt.
Die Madenburg ist eine der größten Burgen der Pfalz und heute ein wunderschöner Platz zum Einkehren und Rasten, denn von der Terrasse blickt man weit über die Rheinebene bis zum Schwarzwald und Odenwald. Die Burg wurde vermutlich im 11. Jahrhundert als Parthenopopolis (griechisch: Jungfrauengemach) gebaut und erlebte über die Jahrhunderte hinweg verschiedene Eigentümer. 1689 wurde sie durch französische Truppen endgültig zerstört. Dank des Engagements des Madenburgvereins seit 1870 konnten intensive Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden.
Blick von der Madenburg
Das Weintor in Schweigen liegt nur wenige Meter von unserem Hotel entfernt. Das denkmalgeschützte Gebäude gilt als ein Wahrzeichen der Pfalz. Hier beginnt die Deutsche Weinstraße, 85 Kilometer nördlich in Bockenheim endet sie. Das Weintor war sozusagen ein Marketingkniff der Nationalsozialisten. Eine Weinschwemme im Jahr 1934 und das gleichzeitige Berufsverbot für jüdische Weinhändler ließ die Preise in den Keller rauschen, was viele Winzer in wirtschaftliche Bedrängnis brachte. Mit der Schaffung der Deutschen Weinstraße und dem Deutschen Weintor versuchten die nationalsozialistischen Machthaber den deutschen Wein bekannter zu machen und Arbeitsplätze zu schaffen. Selbstverständlich war die Gestaltung nicht frei von nationalistischen Symbolen. Sie wurden nach dem zweiten Weltkrieg herausgeschlagen. Eine riesige Hakenkreuzfahne wehte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gut sichtbar von Frankreich aus am Weintor, was von den Franzosen als Provokation empfunden wurde und sicher auch als solche gedacht war.
Das-Weintor-in-Schweigen
Donnerstag, 01.09.22
Wir fahren mit dem Bus nach Dörrenbach. Über den Märchenweg und den Weg der Geschichte geht es hinauf zur Burgruine Guttenberg. Auf dem Waldgeisterweg gelangen wir schließlich zur Waldgaststätte Otterbach (Einkehr). In der Ortsmitte von Otterbach steigen wir nach insgesamt zwölf Kilometern (360 Hm) wieder in unseren Bus und lassen uns ins Hotel zurückfahren. Wem die Strecke zu kurz ist, kann um 3,5 km verlängern und bis Dörrenbach zurückwandern. Ab Dörrenbach geht es mit dem Bus zurück ins Hotel. Abendessen im Hotel, danach Weinprobe am Sonnenberg (bei gutem Wetter) oder im Hotel (bei
schlechtem Wetter)
Die Highlights des Tages
Dörrenbach. Der Ort nennt sich auch gerne das „Dörnröschen der Pfalz“. Ehrlicherweise muss man sagen, dass es schon mehr als 40 Jahre her ist, dass der Ort zum schönsten Dorf der Pfalz gekürt wurde. Dennoch vermitteln die hübschen Fachwerkhäuser, das Rathaus im Renaissancestil sowie die Wehrkirche auch heute noch einen Hauch von Romantik. Zudem lockt der Ort mit einem Märchenwanderweg. Auch wir werden auf unserer Wanderung Hänsel und Gretel, dem Goldesel, Sterntaler und Rapunzel begegnen.
Kolmerbergkapelle. Oberhalb von Dörrenbach treffen wir auf die Wallfahrtskapelle „Unsere Liebe Frau vom Kolmerberg“. Sie gilt als eine der beliebtesten und bekanntesten der Südpfalz. Ziel der Wallfahrer ist ein aus dem 15. Jahrhundert stammendes Gnadenbild, das Maria mit dem Jesuskind zeigt. Die Kapelle steht unter Denkmalschutz. Das Anwesen wurde zeitweise auch als Kloster genutzt. Leider hatten wir bisher noch nie das Glück, dass die Kapelle geöffnet war.
Der Weg der Geschichte erinnert an den Westwall, den Hitler zwischen 1936 und 1940 über eine Länge von 630 Kilometern entlang der Westgrenze des Deutschen Reichs errichten ließ. Wir wandern an Resten von Bunkern und Panzergräben vorbei. Schautafeln bieten sorgfältig recherchierte und anschaulich aufbereitete Informationen. Wir folgen dem Weg nur eine kurze Strecke.
Und noch eine Burgruine – die Guttenberg. Zugegeben die letzten Meter hinauf zu ihr sind anstrengend, thront sie doch auf dem 503 Meter hohen Schlossberg. Doch der Weg lohnt sich, denn von einer Plattform aus blickt man weit ins Land. Entstanden ist die Burg vermutlich als staufische Reichsburg im 12. Jahrhundert, danach gaben sich auch hier über die Jahrhunderte weg die verschiedenen Eigentümer die Klinke in die Hand.
Völlig zerstört wurde sie 1525 im Deutschen Bauernkrieg durch einen Haufen lothringischer Bauern. In den folgenden Jahrhunderten stand die gesamte Region zunächst unter französischer, dann unter österreichischer Hoheit. Im April 1816 trat Österreich die gesamte Pfalz an das Königreich Bayern ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Anlage ins Eigentum von Rheinland-Pfalz, stand aber von 1949 bis 1986 unter französischer Verwaltung.
Dem Waldgeisterweg folgen wir auf der letzten Etappe zu unserer Einkehr in Oberotterbach. Dabei begleiten uns skurrile Figuren und „Angst einflößende“ Fratzen. Geschnitzt hat sie der Künstler Volker Dahl aus Wurzeln, Holzstümpfen und allem, was man eben im Wald so findet. Interessante Fotomotive sind garantiert.
Freitag: 02.09.2022
Der Freitag steht ganz im Zeichen des Schuhs. Mit dem Bus fahren wir in die „Schuhmetropole“ Hauenstein, wo wir uns zunächst im Besucherzentrum der Schuhfabrik Josef Seibel in die Geheimnisse der Schuhproduktion einweihen lassen. Danach wandern wir auf dem Hauensteiner Schusterpfad. Heute habt ihr die Wahl: Schuhe shoppen auf der Schuhmeile und anschließend nur neun Kilometer wandern (270 Hm) oder aufs Shoppen verzichten und die gesamte Schönheit des Premiumwanderwegs genießen (15 Km, 350 Hm). Am Nachmittag treffen wir uns zu einem kühlen Getränk oder einem kleinen Imbiss alle wieder in der Hütte am idyllischen Hauensteiner Paddelweiher. Rückfahrt mit dem Bus zum Hotel. Abendessen im Hotel.
Highlights des Tages
Hauenstein und die Schuhe. Die Schuhtradition in Hauenstein geht bis ins Jahr 1886 zurück, damals gründeten Carl August und Anton Seibel die erste Schuhfabrik in Hauenstein. Auch heute noch ist die Firma in Hauenstein ansässig. Im Besucherzentrum, auch gläserne Schuhfabrik genannt, kann man sehen, wie Schuhe produziert werden.
Die Geschichte der Schuhproduktion in der Südwestpfalz begann schon etwas früher im 20 Kilometer entfernten Pirmasens und verhalf dem „Armenhaus der Pfalz“ zu einigem Wohlstand. In Bedrängnis geriet die Region in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als ausländische Konkurrenz billiger produzierte. Die Zahl der Schuhfabriken sank und die Arbeitslosenzahlen stiegen. Schuhe werden heute in Hauenstein nicht mehr im großen Stil Schuhe produziert. Doch die Schuhmeile mit ihren rund 20 Schuhgeschäften, die rund eine Million Schuhe im Angebot haben, ist im Luftkurort Hauenstein ein echter Besuchermagnet. Wenn also die Wanderschuhe während unserer Tour ihren Geist aufgeben, in Hauenstein gibt’s Nachschub …
Der Schusterpfad ist einer von insgesamt sieben Premiumwanderwegen in Hauenstein. Der Weg führt auf bequemen und schmalen Pfaden im Laufe von 15 Kilometern rund um Hauenstein. Die Attraktionen des Weges sind die vielen rot leuchtenden und manchmal überdimensional hohen Buntsandsteinfelsen. Manche von ihnen lassen sich leicht, andere wieder über gesicherte Leitern besteigen. Der Ausblick von oben in den schönen Wasgau im Biosphärenreservat „Naturpark Pfälzerwald“, Deutschlands größtem zusammenhängenden Waldgebiet, ist grandios.
Blick auf Hauenstein vom Schusterpfad
Das Winterkirchel. Wo sich früher eine Marienwallfahrtskapelle befand, steht heute die Waldkapelle „Maria Himmelspforte“ im Volksmund „Winterkirchel“ genannt. Sie war Pilgerstätte, aber auch Gebetsraum für die Arbeiter, die sich von den umliegenden Dörfern zu Fuß zu ihrer Arbeit in die Hauensteiner Schuhfabriken machten. Wer schon immer mal selbst die Kirchenglocken läuten wollte, kann dies hier tun.
Das Felsentor auf dem Schusterpfad und das Winterkirchel
Am Paddelweiher erholen wir uns bei einem Schoppen vom Shoppen und Wandern.
Samstag: 03.09.22
Heute beginnt unsere Wanderung direkt am Hotel. Über die Wingerte erreichen wir den Wald und wandern hinauf zur Wegspinne. Von dort geht es gemächlich und bequem zum St. Germanshof und Europadenkmal. Über die kleine Gemeinde Weiler erreichen wir nach 13 Kilometern (170 Hm) die Stadt Wissembourg. Dort haben alle ausreichend Freizeit zur Besichtigung und individuellen Einkehr. Zurück nach Schweigen-Rechtenbach geht es mit dem Touristenbähnchen.
Highlights des Tages
Das Europadenkmal steht da, wo einst ein Schlagbaum Deutschland von Frankreich trennte. Das Denkmal erinnert an den 6. August 1950. An diesem Tag hoben Studierende aus verschiedenen europäischen Ländern den Schlagbaum aus den Angeln und zersägten ihn vor den Augen der Zöllner. Mit der friedlichen Aktion wollten die Studierenden symbolisch ihren Forderungen nach einem europäischen Parlament, einer europäischen Verfassung und einem europäischen Pass Nachdruck verleihen.
Das Europadenkmal
Wissembourg (Weißenburg). Das pittoreske Städtchen an der Lauter blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Die Ursprünge gehen ins siebte Jahrhundert zurück, als die Abtei Peter und Paul gegründet wurde. Aus der Ansiedlung, die um die Abtei herum entstand, wurde über die Jahrhunderte hinweg zunächst ein Marktflecken, dann eine florierende Stadt. Immer wieder musste sie sich gegen Kriege und Plünderungen zur Wehr setzen. Legendär ist die Auseinandersetzung mit dem Herrn des nahen Berwartstein, Hans von Trotta, der als Raubritter Hans Trapp in der elsässischen Weihnachtslegende verewigt ist. Ab dem 17. Jahrhundert müssen die Bürger der Stadt sich immer wieder mit wechselnden Nationalitäten arrangieren. Die Franzosen erhielten das Gebiet im Zuge des Westfälischen Friedens (1648), mit dem Frieden von Frankfurt 1871 wird die Stadt dem neu gegründeten Deutschen Kaiserreich zugeordnet und nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Versailler Vertrag kehrt Wissembourg wieder zurück nach Frankreich, bis es von Hitler 1940 annektiert wurde. Im März 1945 wurde die Stadt von den US-Truppen erobert und gehört seit Ende des Zweiten Weltkriegs wieder zu Frankreich.
Wissembourg
Trotz ihrer bewegten Geschichte konnte die Stadt Teile ihrer alten Befestigungen und viele interessante Gebäude in die Neuzeit hinüberretten. Dazu gehören beispielsweise das Salzhaus aus dem 15. Jahrhundert mit seinem viergeschossigen Dach – einst Hospital, dann Schlachthaus und später Salzlager -, das klassizistische Rathaus (erbaut 1741 bis 1752), das Maison de l’ami Fritz und das Barockpalais Hôtel Stanislas sowie das Haus Vogelsberger mit seinem Renaissanceportal aus dem Jahre 1540 und vielen anderen.
Abteikirche St. Pierres et Paul. Erbaut im 13. Jahrhundert gilt die Kirche heute als Juwel gotischer Baukunst und ist nach dem Straßburger Münster die zweitgrößte Kirche des Elsass. Prächtige Glasfenster und Wandmalereien aus dem 14. und 15. Jahrhundert – darunter ein elf Meter hoher hl. Christophorus – machen die Kirche besonders sehenswert. Der quadratische Kirchturm stammt noch aus romanischer Zeit und ist das einzige Überbleibsel der Ursprungskirche. Das Kloster, das einst die Urzelle von Wissembourg war, wurde 1524 geschlossen.
Das Grenzlandbähnchen bringt uns zurück nach Schweigen.
Sonntag, 04.09.22
Am letzten Tag fahren wir mit dem Bus zunächst nach Bad Bergzabern. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Kurort, wandern wir hinauf zum Bismarckturm und auf dem Saubrunnenweg ins Muskatellerdorf Gleiszellen. (12 Km/300 Hm). Hier kehren wir im Gasthof zum Lam ein, bevor wir die Rückfahrt nach Groß-Zimmern antreten. Ankunft in Groß-Zimmern ist um ca. 18.30 Uhr.
Highlights des Tages
Bad Bergzabern hat sich dank seiner ureigenen Petronella-Thermalquelle als Kneipp-Heilbad, heilklimatischer Kurort und Luftkurort einen Namen gemacht. Attraktiv ist der weitläufige Kurpark mit dem Schwanenweiher. Ein Gang durch die Altstadt erfüllt dagegen die Erwartungen nicht. Zwar gibt es einige schöne historische Bauten zwischen zum Teil lieblos hochgezogenen Zweckbauten der Nachkriegszeit, doch an den Leerständen in der Fußgängerzone lässt sich leicht ablesen, dass auch Bad Bergzabern das Schicksal vieler deutscher Kurorte ereilt hat. Sehenswert sind vor allem das im 16. Jahrhundert erbaute Schloss der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, in der heute die Verwaltung der Verbandsgemeinde untergebracht ist.
Im Kurpark-von-Bergzabern
Prachtvoll ist das Patrizierhaus Zum Engel in der Königstraße. Es gilt als eines der schönsten Renaissancebauten der Pfalz. Erbaut im 16. Jahrhundert war es bis ins 18. Jahrhundert Oberamtssitz der Herzöge von Zweibrücken. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging es in Privatbesitz über und wurde als Gasthaus genutzt. Heute ist hier das Stadtmuseum untergebracht.
Das Muskatellerdorf Gleiszellen-Gleishorbach. Die Doppelgemeinde pflegt seit alters her den Anbau der Muskatellerrebe und gilt heute als Zentrum des Muskatelleranbaus in Deutschland. Von den 100 Ha, die deutschlandweit von dieser Rebsorte angebaut werden, wachsen zehn Prozent in Gleiszellen-Gleishorbach. Die Rebe kommt vermutlich aus Vorderasien. Schon Karl der Große und Kaiser Barbarossa sollen Liebhaber des Weins mit dem leichten Muskat-Bouquet gewesen sein. Ein 2,5 Kilometer langer Muskateller-Wanderweg informiert heute über die Rebe. Wir werden diesen Lehrpfad nur einem sehr kurzen Stück folgen. Doch das Ende unserer Wanderung ist die bezaubernde Winzergasse von Gleiszellen, wo wir ausreichend Gelegenheit haben, herauszufinden, welcher Muskateller der beste ist: Gelb oder Rot.