Wanderziel: Natur und Technik bei Vielbrunn
Vielbrunn – der Ort, der vielen Brunnen – war das Ziel des Odenwaldklub Groß-Zimmern am Sonntag, den 16. Juni. Auch wenn der Fokus der 45 Wanderlustigen nicht auf den vielen Brunnen in und um Vielbrunn lag, ging es doch um die Wasserversorgung. Genauer gesagt um jene Anfang des 20. Jahrhunderts. Während vieler Orts das Wasser damals noch mühsam von Mensch und Tier ins Haus gebracht werden musste, begann in Vielbrunn das Zeitalter der zentralen Wasserversorgung. Zeugnis davon legt heute noch das historische Wasserwerk ab, das sich mitten im Wald nahe des Vielbrunner Ortsteils Bremhof befindet.
Es war das erste Etappenziel, das die Groß-Zimmner und ihrer Gäste in drei Gruppen und von unterschiedlichen Ausgangspunkten aus erreichten: Die Langstreckler, die sich knapp 16 Kilometer vorgenommen hatten, starteten am Kastell Hainhaus; die Zwölf-Kilometer-Gruppe ab der Gaststätte Ohrnbachtal und die Zehn-Kilometer-Gruppe vom Rastplatz Geierstal aus.
Erwartet wurden sie am denkmalgeschützten Wasserwerk von Reiner Ganster und Lothar Möhl, die nicht nur einen Schlüssel für das Kleinod im Wald hatten, sondern für die Wandernden auch die Ventile der beiden Pelton-Pumpwerke aufdrehten. Mit gewaltigem Getöse setzten sie sich wie vor 120 Jahren in Bewegung – ohne elektrischen Strom, rein mechanisch nur durch den im nahegelegenen Brunnenhaus durch Gefälle erzeugten Wasserdruck. Bis 1967 wurden täglich bis zu 54 Kubikmeter Wasser, in den ca. 170 Meter höher gelegenen Hochbehälter gepumpt. Von dort fand das lebensspendende Nass über ebenfalls neu verlegte Leitungen den Weg in die Häuser und Ställe.
Viele Jahre verbrachte das Wasserwerk im Dornröschenschlaf, bis es 1994 von Bernd Weinthäter geweckt und auf seine Initiative hin liebevoll restauriert wurde. Begeistert hat die Wandernden nicht nur die Ingenieurskunst des frühen 20. Jahrhunderts, sondern auch die kunstvoll gestaltete Fassade aus massiven Sandsteinquadern mit Elementen des Jugendstils und die gut erhaltenen Wand- und Bodenfliesen dieser Zeit.
Nach dem Besuch des Wasserwerks setzten die drei Gruppen bei perfektem Wanderwetter ihre Wanderung Richtung Vielbrunn fort: Während die 16-Kilometer-Gruppe über den Geißberg ins Ohrnbachtal wanderte, steuerten die beiden anderen Gruppen zunächst das Kastell Hainhaus an. Zeitgleich erreichten schließlich alle Wandergruppen um 15 Uhr die Gaststätte „Zum Limesˮ in Vielbrunn, wo sie hervorragend bewirtet wurden. Pünktlich erschien zweieinhalb Stunden später der Bus der Firma Winzenhöler, um die müden, aber zufriedenen Wandersleute sicher zurück in die Heimat zu bringen.
Text: Birgit Eisenlöffel
Fotos: H. Freud, N. Kaiser, M. Timmermann
Wandergruppen 1 und 3 am historischen Wasserwerk
Frühstückspause am historischen Wasserwerk
Führung im histoischen Wasserwerk
Fingerhutfeld
Gruppe 1 am Fingerhutfeld
Gruppe 2 am Fingerhutfeld
Gruppe 1 beim steilen Anstieg
Pause im Unterstand bei der Lauseiche
Kreuzeiche
Gruppe 1 an der Kreuzeiche