Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub

Wanderbuch 90 Jahre OWK Gr-Zi
(1) Habitzheim

KURZGEFASST:
Streckenlänge: 12 km
Auf- und Abstieg: sehr gering
Start und Ziel: SV Viktoria, Burgstraße, Klein-Zimmern

Ausrüstung:Im Sommer unbedingt Getränke und Sonnenschutz sowie lange Hosen als Zeckenschutz.

INTERESSANTES AM WEG:

Hofgut Habitzheim
Naturschutzgebiet Taubensemd
Lindenhof bei Semd.

Hofgut-Loewenstein-Habitzheim2Hofgut Löwenstein, Habitzheim

Auf nach Hoazem

Wir gehen auf Entdeckungsreise Richtung Osten. Fundstücke sind das Naturschutzgebiet Taubensemd und ein Ort, dessen Name auf keiner Landkarte steht: Hoazem. Glücklicherweise hat er neben dem einheimischen Idiom auch eine hochdeutsche Bezeichnung. Es wäre ja auch zu schade, wenn man Habitzheim mit seinem schmucken Zentrum nicht finden könnte.

VON KLEIN-ZIMMERN AUS

Start und Ziel ist das Sportheim des SV Victoria in der Burgstraße in Klein-Zimmern. Auf dem befestigten Weg geht es für rund 1,5 Kilometer hinaus ins Feld. Wenn auf der rechten Seite ein blaues Schild auf einen einstigen Tannenwald hinweist, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zugunsten der evangelischen Kirche in Habitzheim geopfert wurde, wandern wir links den Berg hinauf. Nach circa 200 Metern wenden wir uns nach rechts und folgen dem Weg am Fritzehof (Straußwirtschaft Fritz kocht) vorbei zur L 3413. Leider befindet sich der Radweg, dem man für kurze Zeit nach links folgen muss, auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Am blauen Schild „Kreuzweg“ wechseln wir vom Asphalt auf den rechts abbiegenden Feldweg und wandern beschwingt durch die herrlich anzusehende offene Landschaft geradeaus. Nach etwa 300 Metern ist ein weiterer Richtungswechsel angesagt. Wir nehmen den Feldweg nach links und nähern uns allmählich Habitzheim. Fast scheint der Ort zum Greifen nah, da macht der Weg vor einem Graben eine überraschende Rechtskurve. Unser Blick fällt jetzt auf eine ansteigende Wiese, auf der sich ein „tierischer Unterschlupf“ befindet. Erst beim Näherkommen erkennen wir, dass hier eine kapitale Ziegenfamilie zu Hause ist. Direkt am eingezäunten Bereich wenden wir uns nach links und steuern nun den Ortsrand an.

Hofgut-Loewenstein-Habitzheim3Hofgut Löwenstein, Habitzheim


INS ORTSZENTRUM UND ZUM HOFGUT HABITZHEIM
Der Krötengasse folgend finden wir ohne Probleme das Ortszentrum und dort jede Menge Fotomotive: einträchtig nebeneinander stehen die evangelische und katholische Kirche. Der Schornstein im Hintergrund, auf dem es sich in schwindelnder Höhe gerne eine Storchenfamilie gemütlich macht, komplettiert das Bild. Rechts befindet sich der Freie Platz. Das Kriegerdenkmal erinnert an dunkle, vergangene Zeiten, die Gestaltung des Platzes wirkt dagegen ansprechend modern. Vor allem der Zugang zur Semme an der Brücke verlockt regelrecht zu einer Pause. Sollte sich langsam Hunger einstellen und das K2 auf dem Freien Platz nicht geöffnet haben, kann man Ecke Krötengasse und Langgasse noch schnell am Fleischautomaten für den Grillabend zu Hause einkaufen.
Ein Wegweiser hilft, das Hofgut und die ehemalige Burg zu finden. Nach einer ausgiebigen Besichtigung der Außenanlage, gehen wir zurück in die Schlossgasse. Schon bald öffnet sich auf der linken Seite zwischen den Häusern ein Durchlass zu dem romantischen Weg an den hübschen Gärten und der ruhig fließenden Semme entlang. In Fließrichtung der Semme ziehen wir an den Gärten vorbei und kommen zu einem befestigten Weg und einer neuen Steinbrücke. Wir überqueren sie und wenden uns sofort nach links, um den Wiesenweg am rechten Semmeufer einzuschlagen.


Zum Naturschutzgebiet Taubensemd
Urplötzlich taucht man von der überbordenden Blütenpracht der Gärten in eine grüne Höhle ein. Rechts wird der Weg von undurchdringlichem Dickicht, links am Semmeufer von knorrigen Pappeln gesäumt.

entlang-der-Semme-Habitzheim2.jpgwildromantisch entlang der Semme

Nach rund 700 Metern heißt es Abschiednehmen von der Uferidylle und nach rechts abzubiegen. Für etwa 500 Meter folgen wir dem ansteigenden Pfad geradeaus über die Felder zum Naturschutzgebiet Taubensemd. Um einen kurzen Blick hineinzuwerfen, kann man den Trampelpfad geradeaus nutzen. Doch unser Weg führt zwischen Feld (links) und Naturschutzgebiet (rechts) Richtung Semd weiter. Nur der Schilfbewuchs auf der rechten Seite lässt ahnen, wo sich das Feuchtgebiet befindet. Nach rund 700 Metern beginnt rechter Hand ein kleines Wäldchen und schon bald haben wir die Chance, auf einem leicht zu übersehender Trampelpfad hineinzuschlüpfen und das aufgestaute Flüsschen Taubensemd zu überqueren. Der schattige Pfad, der sich nun nach links am Feuchtgebiet entlang schlängelt, ist eine schöne Alternative zum Hauptweg. Beide Wege treffen sich an einer Brücke kurz vor Semd, wo eine Bank müden Wanderern eine Ruhepause gönnt.

Rückweg mit Fernsicht
Jetzt müssen wir den Rückweg einschlagen. Dazu folgen wir zunächst dem Weg geradeaus zur K 123. Dort gehen wir links und müssen ein paar Schritte auf der Straße gehen, bevor wir kurz vor dem Lindenhof die Straße überqueren und dem landwirtschaftlichen Weg durch den Hof folgen können. Wer Platz im Rucksack hat, kann hier einen weiteren Einkauf tätigen: Frische Milch aus dem Automaten. Hinter dem Lindenhof geht es zunächst rechts und dann wieder links.

Nun befinden wir uns schon auf der Zielgeraden Richtung Klein-Zimmern. 2,5 Kilometer geradeaus, lediglich durch die K 124 unterbrochen, liegen vor uns. Doch dank der herrlichen Fernsicht in alle Himmelsrichtungen ist die Strecke sehr kurzweilig. Hinter den Obstbaumplantagen biegen wir schließlich rechts auf den Brünnchenweg ein und folgen dem Weg oberhalb des Russischen Soldatenfriedhofs zum Klein-Zimmerner Friedhof. Dahinter geht es links und schließlich bergab in die Burgstraße zum Ziel.

NSG-Taubensemd1.jpgNaturschutzgebiet Taubensemd


Hofgut Habitzheim
Trotz ansprechender Renovierung ist es nicht zu übersehen: Das Hofgut Habitzheim blickt auf eine geschichtsträchtige Vergangenheit zurück, die vermutlich bis ins 12.Jahrhundert reicht. Doch hinter der jahrhundertealten Fassade leben und arbeiten Menschen mit zukunftsorientierten Ideen. „Bio funktioniert — und zwar weltweit“, davon ist Felix Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg überzeugt. Er hat das Hofgut Anfang der 1990er Jahre konsequent auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. Seine leidenschaftlichen Plädoyers für naturgemäßes Ackern und Wirtschaften — auch in Buchform — genießen in der Fachwelt hohes Ansehen. Der promovierte Landwirt bekleidet verschiedene Ehrenämter in Organisationen des ökologischen Landbaus und erhielt 2016 für sein vielseitiges Engagement im Ökolandbau das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik.
Anbauschwerpunkte des Hofguts sind heute Heil-, Tee- und Gewürzpflanzen, aber auch Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben gedeihen auf den Feldern des Guts. Daneben werden Schweine und Legehennen gehalten und eine 100 Hektar große Waldfläche bewirtschaftet. Für die Leitung des gesamten Unternehmens ist heute Prinzessin Johanna zu Löwenstein, verheiratete Freifrau Heeremann, zusammen mit ihrem Mann verantwortlich.


In den historischen Gemäuern befinden sich mittler-weile auch ein integratives Gesundheitszentrum und mehrere handwerkliche Betriebe. Im Herbst 2020 zog „Emmas Erben“ ins Hofgut ein — ein Lebensmittelgeschäft, in dem es ökologisch und nachhaltig erzeugte Lebensmittel unverpackt zu kaufen gibt.
Mit der Übergabe des Hofguts an seine zweitälteste Tochter führt Prinz zu Löwenstein die Tradition fort: Seit dem 15. Jahrhundert befindet sich das Anwesen im Besitz der Familie zu Löwenstein. Damals gehörten zur Grafschaft Habitzheim, Spachbrücken, Zeilhard und Groß-Zimmern. Erst nach den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Umbau in ein landwirtschaftliches Gut.

SEMME UND TAUBENSEMD
Die Semme entspringt auf Lengfelder Gemarkung am Klingelskopf, durchfließt Habitzheim und Semd und mündet nördlich von Hergershausen in die Gersprenz. Ein Nebenfluss der Semme ist das kleine Bächlein Taubensemd. Es ist Namensgeber für das rund 32 Hektar große Naturschutzgebiet. Die Grundlage dafür schuf der Mensch in den 70er Jahren durch das Anlegen einer Flachwasserzone. Das Naturschutzgebiet beinhaltet neben dem Flüsschen mehrere Teiche und Grünflächen und ist Lebensraum u.a. von Zwergtaucher, Wasserralle, Pirol und Blaukehlchen sowie Breitblättrigem Knabenkraut und Wiesensalbei.

Taubensemd_Karte_mDetail.jpgKartenausschnitt mit eingezeichneter Wanderstrecke


GPS-Track zum Download: Download der Datei "Taubensemd.gpx"
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Otzberg-von-Habitzheim1.jpgHabitzheim am Fuße des Otzbergs