Odenwaldklub
Groß-Zimmern e.V.

wandern mit dem Odenwaldklub

OWK Groß-Zimmern 1931 bis 1945

Die dreißiger Jahre brachten ein Anwachsen der Mitgliederzahlen im OWK in den ersten Jahren seines neuen Bestehens, dann allerdings stagniert die Zahl. Daten ab 1938 sind leider nicht vorhanden. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass bis zum Beginn der vierziger Jahre eine Ausweitung des Klubs erfolgte, während danach - bedingt durch den Zweiten Weltkrieg - ein Rückgang vermutet werden kann.

Philipp Metzler blieb Vorsitzender der Ortsgruppe bis zu seinem beruflich bedingten Wegzug von Groß-Zimmern im Jahr 1939. Ab 1940 wird Heinz Brücher zum Vorsitzenden gewählt. Brücher war von 1933 bis 1939 Schriftführer der Ortsgruppe. Heinz Weber bekleidete das Amt des Rechners bis 1937, sein Nachfolger wird Karl Geiß.

Im Verlauf des Jahres 1940 (das genaue Datum ist nicht mehr feststellbar) wurde Karl Geiß durch die NSDAP-Ortsgruppenführung aus politischen Gründen seiner Ämter im OWK enthoben; zu seinem Nachfolger als Rechner wurde Ludwig Kastier, der damalige Groß-Zimmerner Bahnhofsvorsteher, gewählt.

Einschneidende änderung bei der Bildung des Vorstands war das ab August 1933 in den Wandervereinen eingeführte Führerprinzip, nachdem lediglich der nun als „Ortsgruppenführerˮ bezeichnete Vorsitzende gewählt wird, diese Wahl aber der Bestätigung des Führers des Gesamt-OWK bedurfte, bevor der Ortsgruppenführer die weiteren Personen des Vorstands, der nun „Führerratˮ hieß, bestimmte.

Zu den bereits angeführten Vorstandsfunktionen, die von Anfang an bestanden, kam ab 1934 das Amt des Wanderwartes hinzu. Die Steigerung der Wandertätigkeit hatte zur Folge, dass zur Vorbereitung und Durchführung der Wanderungen eigens eine Person verantwortlich zeichnen sollte. August Göbel sen. wurde dieses Amt übertragen.

Weitere Vorstandsfunktionen wurden per Rundschreiben des Hauptvorstands im Oktober 1933 allen Ortsgruppen verordnet: Jugendwanderwart und Werbewart. Nach Auflösung des Jung-Odenwaldklubs sollte Kindern und Jugendlichen jedoch die Teilnahme an den Wanderungen der jeweiligen Ortsgruppe ermöglicht werden. In allen Ortsgruppen sollte hierzu ein Jugendwanderwart benannt werden. In Groß-Zimmern übernahm Karl Geiß dieses Amt. Werbewart wurde für das letzte Quartal 1933 Lorenz Dietz, ab 1934 Heinrich Reitzel und später Willy Bohland.

Die Installierung dieses Amtes in allen Ortsgruppen war die Reaktion des Hauptausschusses auf die Tatsache, dass der OWK von 1929 bis 1932 über ein Viertel seines Mitgliedsbestandes verloren hatte.

Bei der auf die Gründungsversammlung folgende Zusammenkunft vom 8. September 1931 in der Restauration Schönthal wurden mehrere grundsätzliche Entscheidungen gefällt. Die Versammlung übernahm die Satzung des Gesamtklubs, legte die Beiträge fest (Arbeitslose wurden beim Hauptvorstand prinzipiell beitragsfrei geführt; für Familien gab es einen Sonderbeitrag) und beschloß, jährlich zwölf Wanderungen durchzuführen, wobei die Anzahl „bei besonderen Anlässen auf Beschlussˮ erweitert werden konnte. Neben der eigentlichen Kasse wurde noch eine Reisekasse geführt. Die hier eingezahlten Beträge wurden zur Mitfinanzierung größerer Touren verwandt.

In den folgenden Jahren wurden die Wandererehrungsfeste zum feierlichen Abschluss des alten und Eröffnung des neuen Wanderjahres. Gern gesehener Gast und ab 1935 Ehrenmitglied der Ortsgruppe Groß-Zimmern war der Schriftleiter der „Dorflindeˮ und Mitglied des Hauptausschusses, Prof. Kissinger, der mehrmals die Auszeichung der Groß-Zimmerner Wanderer vornahm. Philipp Metzler erinnert sich, dass Prof. Kissinger stets zu Fuß nach Groß-Zimmern kam und den Rückweg in später Nacht auf gleiche Weise zurücklegte. Man beachte hierbei, dass die Wandererehrungsfeste stets im Januar oder Februar stattfanden!

Bereits bei der Gründungsversammlung am 21.7.1931 wurde beschlossen „zur Pflege der Geselligkeitˮ sich jeweils Dienstagsabends zu treffen. Diese Klubabende fanden abwechselnd in den Lokalen der Mitglieder statt; ab 8.8.1933 galt die Restauration Schönthal als Klublokal.

Im Jahresverlauf fanden neben der Jahreshauptversammlung, den Wanderungen, dem Wandererehrungsfest und den Klubabenden mehrere Mitgliederversammlungen statt, die überwiegend der Vorbesprechung von Vorhaben dienten.

1940 Himmelfahrt Nieder-Kinzig

1940 Wanderung um Nieder-Kinzig an Himmelfahrt

1940 Himmelfahrt Nieder-Kinzig

1940 Wanderung um Nieder-Kinzig an Himmelfahrt

1948 am Breuberg

1948 Wanderung am Breuberg

1949 in Mosbach

1949 in Mosbach

Noch war der Klub nicht so groß, dass eigene Vorstandsarbeit nötig gewesen wäre. Einen besonderen Ausschuss zur Erstellung des jährlichen Wanderplans gab es jedoch schon seit der Jahreshauptversammlung 1932.

Vervielfältigungsmöglichkeiten, wie sie heute im Vereinsleben üblich sind, bestanden damals nicht. Die Lokal-Zeitung, der Groß-Zimmerner Anzeiger, erschien lediglich einmal in der Woche. Am Klublokal befand sich zusätzlich ein Aushang, der von August Göbel initiiert und betreut wurde. Vorrangig war aber die persönliche Information, die durch Unterschrift bestätigt werden sollte.

Kontakte zu benachbarten Ortsgruppen wurden von den Groß-Zimmerner Wanderern sehr bald nach der Gründung gepflegt. Zur Ortsgruppe Dieburg bestand bereits ein enger Kontakt aufgrund der gemeinsamen Zeit vor Gründung einer eigenen Ortsgruppe in Groß-Zimmern. Am 24. Januar 1932 sodann erhielt die Gruppe in Groß-Zimmern einen Besuch der Ortsgruppe Darmstadt. Auch Vertreter der Ortsgruppe Dieburg kamen zum Beisammensein in den Kaisersaal.

Die Herstellung eines Vereinswimpels wurde bei der Versammlung am 3.6.1932 im Café Weber besprochen. Verschiedene Entwürfe lagen vor, und Heinz Brücher übernahm die endgültige Ausgestaltung des Wimpels. Gestickt wurde der Wimpel von den Wanderfreundinnen Erna Krämer, Ilse Dietrich, Leni Schneider und Kätha Held. Heinz Weber besorgte die Wimpelstange und bei der Hauptversammlung in Erbach am 11./12. Juni 1932 konnte der neue Wimpel präsentiert werden. Dieser Wimpel ist noch heute im Besitz der Ortsgruppe.

Die Kontakte zu benachbarten Ortsgruppen, sowie die Aufwärtsentwicklung der Groß-Zimmemer Ortsgruppe führte dazu, dass dem OWK Groß-Zimmern für das Jahr 1937 erstmals die Ausrichtung der Bezirkssternwanderung übertragen wurde. Diese Sternwanderung des Gaues Darmstadt-Land wurde dann doch am 24. Oktober 1937 durchgeführt.

Die Wanderung der Ortsgruppe Darmstadt nach Groß-Zimmern und die Begegnung beider Ortsgruppen brachte auch die Anregung auf Auszeichnung eines Wanderweges von Darmstadt nach Groß-Zimmern.

Die Realisierung dieses Vorhabens, das den Anschluss Groß-Zimmerns an das Wegenetz des OWK brachte, geschah in den folgenden Jahren, ist aber nicht genau datierbar. Ergebnis war der heutige „Z-Wegˮ, der an den Hirschköpfen in Darmstadt beginnt, dem Brunnersweg folgt und über den Schwedenrain nach Groß-Zimmern führt.

Die letzte Wanderung des OWK Groß-Zimmern vor dem Ende des Dritten Reiches fand am 13. August 1944 als Halbtagswanderung statt. Wohin sie führte, ist nicht mehr feststellbar. Im Wanderbuch folgt dann der kurze Satz: „1945 wurde nicht gewandert.ˮ Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches und dem Beginn der Besatzungszeit kam das Verbot der Alliierten für jede vereinsmäßige Zusammenkunft.

AUGUST GÖBEL, geboren am 24.4.1877 trat am 13.2.1932 der OWK Ortsgruppe Groß-Zimmern bei. Er war Kaufmann von Beruf und besaß ein Textilgeschäft in der Angelstraße 7. Am 5.9.1933 wurde August Göbel der erste Wanderwart der Ortsgruppe Groß-Zimmern: er bekleidete dieses Amt bis zur Auflösung 1945. Der OWK verdankt ihm nicht nur die Vorbereitung der Wanderungen in dieser Zeit, sondern auch Gedichte, Erzählungen und Gestaltung des ehemaligen Aushangs am Haus Brücher, Waldstraße 1 (heute: Bertha-von-Suttner-Straße. Vor allem geht die Errichtung einer Schutzhütte im Groß-Zimmerner Wald auf ihn zurück; der OWK hat sie nach ihm benannt: August-Göbel-Hütte. Für seine Verdienste ernannte die Ortsgruppe des OWK August Göbel am 29. Januar 1949 zum Ehrenmitglied; 19 mal erhielt er das goldene Ehrenzeichen des OWK. Er verstarb am 22. Juli 1951.